Börsen-Zeitung: Das macht Sinn, Kommentar von Bernd Wittkowski zum angekündigten Due-Diligence-Prozess, den die Helaba bei der WestLB eingeleitet hat

Nun kommen sie wohl doch noch zusammen: Helaba
und WestLB. Allerdings ein bisschen anders, als sich das die einst
mächtigen Düsseldorfer bei mehreren seit den siebziger Jahren
unternommenen Fusionsanläufen vorgestellt hatten. Heute geht es
darum, eine auf Betreiben der EU-Kommission marginalisierte RestLB in
der bisher nur ziemlich verschwommen wahrnehmbaren Gestalt einer
Verbundbank an die Helaba anzudocken und dadurch nicht zuletzt bei
der WestLB angelegte Sparkassen- und Kundengelder zu sichern.

Man kann das durchaus Landesbankenkonsolidierung nennen; ein
Akteur wird ja noch halbwegs schonend aus dem Markt genommen, und
wenn alles klappt, haben die Sparkassen in Hessen, Thüringen und
Nordrhein-Westfalen bald ein gemeinsames Spitzeninstitut. Dabei
bestätigt sich wieder mal der altbekannte Lehrsatz: Die Not (und nur
sie) lehrt konsolidieren. Freilich wäre die jahrzehntelang
heruntergewirtschaftete, von Sparkassen und Steuerzahlern mit
Milliarden gestützte WestLB so oder so von der Bildfläche
verschwunden. Es hätte allerdings auch wesentlich brutalere und vor
allem wesentlich teurere Lösungen geben können als die jetzt
stattfindende sanfte Zerschlagung, bei der der größere Teil der
WestLB verkauft oder abgewickelt wird.

Das Integrationsmodell, das bis zur Realisierung noch eine lange
Reihe von Hürden überwinden muss, macht unter den gegebenen Umständen
für alle Beteiligten Sinn. Zum Beispiel für die NRW-Sparkassen, weil
sie mit der Helaba einen Partner bekommen, der sich als
krisenresistent erwiesen hat und sogar in der Zeit schlimmster
Marktverwerfungen nie Liquiditätsprobleme hatte, der Verbundgeschäft
kann und dazu über ein beispielgebendes Konzept verfügt, der sich zu
85% in den Händen der Sparkassen befindet und – nicht zuletzt – der
im deutschen Finanzzentrum sitzt.

Es macht Sinn zum Beispiel für die Helaba, weil sie lange genug in
Deckung geblieben ist und sich nicht auf existenzgefährdende
Abenteuer in Form größerer Würfe eingelassen hat, weil sie nun ihre
Trägerschaft verbreitert, weil sie künftig annähernd 40% der
deutschen Sparkassenlandschaft abdeckt, also in eine neue Dimension
wächst und dadurch auch Skaleneffekte erzielt, weil sie auf Dauer
über die Verbundbankfunktion hinaus breiten Zugang zu einer
attraktiven mittelständischen Firmenkundschaft in NRW erhält.

Und es macht Sinn für die gesamte Sparkassenorganisation, weil sie
sich auf noch relativ elegante Weise ein Problem vom Hals schafft,
das auch leicht zur Katastrophe hätte ausarten können.

(Börsen-Zeitung, 2.9.2011)

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de