237 Jahre sind vergangen, seit in Hamburg die 
„Ersparungsclasse der Allgemeinen Versorgungsanstalt“ als erste 
Sparkasse überhaupt gegründet wurde. Immerhin 40 Jahre ist es her, 
dass die regionalen Sicherungseinrichtungen der Sparkassen, 
Landesbanken und Landesbausparkassen einen Haftungsverbund bildeten. 
Doch hat die Organisation nicht nur eine lange Tradition. Mit einem 
Geschäftsvolumen nicht weit unter 3 Bill. Euro und fast 350.000 
Beschäftigten ist sie nationaler Branchenchampion und obendrein je 
nach Kriterium die größte oder eine der größten Finanzgruppen der 
Welt. Sie ist, bei allen Problemen, die in den besten Großfamilien 
vorkommen, unterm Strich erfolgreich. Und steht nun vor dem Zerfall?
   „Gemach, gemach“, sagen Sie? Das sagen vor allem auch die meisten 
Mitglieder der Gruppe selbst. Und in der Tat scheint deren 
Auseinanderbrechen als Folge des Streits zwischen dem 
westfälisch-lippischen Verband und dem Rest über das neue 
Sicherungssystem ja weit weg zu sein; die Westfalen – durch die 
WestLB einschlägig vorbestraft – wollen ihre Haftung bei einer 
etwaigen weiteren Landesbank-Schieflage deckeln. Man sollte dennoch 
allmählich anfangen, das Undenkbare zu denken. Denn so einfach wäre 
es eben nicht, dass sich eine Region, die – so der Verbandspräsident 
aus einem anderen Gefilde – mit ihrem „Egotrip“ längst allen anderen 
auf den Keks geht, aus der Solidargemeinschaft verabschiedet, und die
verbleibenden 345 Sparkassen mit ihren acht Landesbanken und den LBS 
machen weiter, als wäre nichts gewesen.
   Nein, das Ausfransen des Verbundes hätte Konsequenzen über die 
direkt betroffenen 70 westfälisch-lippischen Institute hinaus, etwa 
für die Refinanzierung aller Gruppenmitglieder. Denn der 
Familienkrach wirft grundsätzliche Fragen auf, wie es ganz allgemein 
um den Zusammenhalt der Gemeinschaft mit dem HKS-13-roten „S“ 
bestellt ist und ob manche regulatorischen Vorteile, die Verbünden 
nach teilweise mühsamen Verhandlungen gewährt wurden, auf Dauer 
gerechtfertigt sind. Würden sie einkassiert, wären neben den 
Öffentlich-Rechtlichen auch die Kreditgenossen gelackmeiert. 
Aufseher, Regulatoren, Politiker, Ratingagenturen und alle, denen das
deutsche Dreisäulensystem schon immer lästig war, verfolgen das 
Schauspiel daher mit höchstem Interesse. Wie zu hören ist, zeigen 
sich zunehmend auch Firmenkunden verunsichert.
   In Westfalen-Lippe, wo man einen feinsinnigen Humor hat, wird am 
17. Juni, dem ehemaligen Tag der Deutschen Einheit, entschieden. Da 
steht dann nicht nur Lippe auf der Kippe.
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