Private Equity kann sich freuen. Vor dem
Ausstieg der Großaktionäre KKR und Permira, sie halten 44 % des
Grundkapitals, hat ProSiebenSat.1-Chef Thomas Ebeling die Braut noch
hübsch präsentiert. Zum Halbjahr überraschen die Unterföhringer
abermals mit starkem Wachstum und einem angehobenen
Umsatz-Jahresziel. Der Aktienkurs robbt sich mit nahezu 32 Euro nun
sogar in Regionen vor, die zuletzt um den Jahrtausendwechsel zu sehen
waren.
Damit zahlt sich aus, dass die Großinvestoren Durchhaltevermögen
bewiesen haben. Denn nach dem Einstieg 2006, gezahlt wurden damals
gut 28 Euro je Aktie, lief es nicht rund. Die Finanzkrise tat ihr
Übriges. Mit dem Ausfall der Dividendenzahlung geriet zudem noch das
hoch verschuldete Beteiligungsvehikel der Großaktionäre unter Wasser.
An einen Ausstieg nach drei bis fünf Jahren, wie er in der Branche
üblich ist, war nicht mehr zu denken.
Doch ProSiebenSat.1 gelang die Wende. Unter der Führung von
Ebeling, der im März 2009 als Branchenfremder den Chefposten
übernahm, wurden wichtige Weichen richtig gestellt. Das zahlt sich
jetzt aus und zeigt sich am Beispiel Digitalisierung wohl am besten.
Zwar war die Sendergruppe schon zuvor online unterwegs, doch der neue
Chef forcierte konsequent den Aufbau der Internetaktivitäten, die
inzwischen den absoluten Löwenanteil zum Wachstum beitragen. Mit dem
Modell, Unternehmens- oder Umsatzanteile von Online-Start-ups gegen
Werbezeiten zu tauschen, setzte der Medienkonzern sehr früh aufs
richtige Pferd.
Der Verkauf der skandinavischen TV-Aktivitäten Ende 2012
besiegelte die Wandlung bei ProSiebenSat.1, statt
Internationalisierung liegt der Fokus klar auf Digitalisierung, auf
der engen Vernetzung der TV- und Internetaktivitäten. Jüngste
Umfragen, wonach inzwischen fast jeder zweite Deutsche beim Fernsehen
gleichzeitig im Internet surft, belegen, dass dies ein
erfolgsversprechender Kurs ist.
Mit der kürzlich beschlossenen Zusammenlegung der beiden
Aktiengattungen kann der geplante Abverkauf von KKR und Permira über
die Börse nun beginnen. Doch Vorsicht! Wer glaubt, dass
ProSiebenSat.1 ein Selbstläufer ist, droht die Risiken zu übersehen.
Start-up-Investments, wie sie das Medienhaus tätigt, sind von Natur
aus riskant. Zudem ist das Unternehmen noch immer eine Sendergruppe.
Das originäre TV-Segment steht zum Halbjahr für 77 % der Umsätze.
Damit bleibt ProSiebenSat.1 eine Wette auf den stark
konjunkturanfälligen Werbemarkt.
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