Börsen-Zeitung: Die Aktionäre sollen warten, Kommentar zur UBS von Daniel Zulauf

Die jüngste Personalrochade an der Spitze der
UBS entspricht kaum dem, was sich ihre Aktionäre erhofft hatten. Dies
legt schon die verhaltene Reaktion der Börse nahe. Obwohl die UBS
eines der vielversprechendsten Management-Talente auf dem Schweizer
Finanzplatz an Bord holen konnte, ist ihr Aktienkurs am Donnerstag
nur um 1,2 Prozent gestiegen, deutlich weniger stark als jener der
Credit Suisse, deren Titel um 1,6 Prozent zugelegt haben. Gegenüber
Jahresbeginn liegen UBS-Aktien mit rund 15 Prozent im Minus.

Die UBS-Aktionäre frustriert, dass ihre Bank im Kerngeschäft der
globalen Vermögensverwaltung nicht mehr richtig vorankommen will.
Obschon der neue UBS-Hoffnungsträger Iqbal Khan bei Credit Suisse
gezeigt hat, dass er das internationale Vermögensverwaltungsgeschäft
auf Wachstum zu trimmen weiß, zeigen sich die Anleger vom Wechsel des
43-jährigen Stars wenig beeindruckt. Der Grund: Die Fäden bei der UBS
zieht weiterhin CEO Sergio Ermotti, der in den Augen vieler seiner
Aktionäre den Leistungszenit überschritten hat.

Mehr noch: Mit der Berufung Khans zum Kronprinzen für seine eigene
Nachfolge scheint der Tessiner seine Machtposition weiter ausgebaut
zu haben. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der 59-jährige
Manager den amtierenden Verwaltungsratspräsidenten Axel Weber in ein
bis zwei Jahren als obersten Aufseher der Bank zu beerben trachtet.
Mit der Berufung Khans an die Spitze der UBS-Flaggschiffdivision
schränkt Ermotti Webers Handlungsspielraum ein.

Die Personalie hinterlässt nicht nur den Eindruck, dass dem
UBS-Verwaltungsrat die Kontrolle über seinen Chefmanager entglitten
ist. Sie zeugt auch davon, dass Ermotti selbstgefällig handelt. Das
erstaunt vor dem Hintergrund, dass die Aktionäre auf der
Hauptversammlung im Mai der Bankführung die Entlastung verweigerte.

Man kann sich fragen, ob Khan den hohen Erwartungen in seiner
neuen Funktion gerecht werden kann. Noch im Juni versicherte dieser
den wichtigsten Credit-Suisse-Kunden, sie sollten ihr Geld am besten
ganz zu der UBS-Rivalin transferieren, weil diese damit am besten
umzugehen wisse. Nun soll er die gleiche Botschaft UBS-Kunden
vermitteln. Glaubwürdiger werden Khan und die UBS damit kaum. Man
könnte das Ganze als Machtspiel in einem Großkonzern abhaken. Nur:
Die UBS ist nicht nur die größte Schweizer Bank, sie ist auch das
Aushängeschild des Finanzplatzes, der sich gerade jetzt besonders
stark um Zuverlässigkeit und Loyalität der internationalen Kundschaft
bemühen muss.

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