Europas Aktienmärkte haben ihre Erholung in der
abgelaufenen Woche fortgesetzt. Der Dax erreichte im Verlauf bei
12.828 Zählern ein Dreimonatshoch; zuletzt lag er mit einem
Wochenplus von 1,9 Prozent bei 12.820 Zählern. Damit stehen nun sechs
Wochen mit positivem Vorzeichen zu Buche.
Die Erholungsbewegung wirkt allerdings ein bisschen zögerlich, was
angesichts der vielfältigen verunsichernden Faktoren aber nicht
verwunderlich ist. So schwelen etwa nach wie vor im Hintergrund die
Befürchtungen über einen deutlichen Zins- und Inflationsanstieg. Bis
der Handelskonflikt zu einem Deal führt, den US-Präsident Trump
seinen Wählern als Erfolg verkaufen kann, wird noch geraume Zeit
vergehen, so dass auch die Angst vor einem Handelskrieg nicht so
schnell verfliegen wird.
In Europa läuft zudem die Quartalsberichterstattung – im
Unterschied zu den USA – nicht gerade rund, wodurch mit der
Gewinnentwicklung ein entscheidendes Argument, das zur Jahreswende
noch für Aktien ins Feld geführt wurde, in Frage gestellt scheint.
Nachdem etwas mehr als die Hälfte der Berichtssaison in der EU
gelaufen ist, haben nur 46 Prozent der Unternehmen mit ihren
Ergebnissen die Erwartungen übertroffen. Das ist Bank of America
zufolge der niedrigste Wert seit dem Jahr 2013, und das Institut
nennt auch die Ursache beim Namen: Die Währungsseite dämpft die
Ergebnisse in dieser Saison.
Vor diesem Hintergrund ist es kein Wunder, dass sich der Dax trotz
des unsicheren Umfelds weiter erholt hat. Denn gerade auf der
Währungsseite hellt sich das Bild auf. Der Euro hat zuletzt gegenüber
dem Dollar deutlich nachgegeben. Vor wenigen Wochen noch bei rund
1,24 Dollar, ist die Währung in der abgelaufenen Woche bis auf 1,1950
Dollar und damit auf das niedrigste Niveau seit Ende Dezember
gesunken. Die Wahrscheinlichkeit, dass er weiter nachgibt, ist
durchaus groß. Die US-Notenbank hat in ihrer jüngsten Sitzung ihren
Kurs allmählicher Leitzinserhöhungen bekräftigt, so dass sich der
Zinsvorsprung des Dollar weiter vergrößern wird. Weiter nachgebende
Euro-Notierungen könnten den europäischen Aktienmärkten zu weiteren
Avancen verhelfen.
Allerdings könnte der Währungseffekt durch ein neues Problem
teilweise konterkariert werden. Die Anzeichen einer konjunkturellen
Delle, auf die das Abbröckeln wichtiger Stimmungsbarometer wie des
Ifo-Geschäftsklimas hinzudeuten schien, mehren sich. Damit stehen die
zu Jahresbeginn gehegten positiven Erwartungen für Wachstum und
Unternehmensgewinne auf der Kippe. Erschwerend kommt hinzu, dass dies
in einer Phase geschieht, in der es angesichts der bereits sehr
langen Dauer des Konjunkturzyklus ohnehin latente Befürchtungen über
einen ausgeprägten Abschwung gibt.
Experten äußerten sich zuletzt zuversichtlich, dass es nicht dazu
kommen wird. Dass im Umfeld eines möglicherweise unbeherrschbaren
Handelskonflikts die „ohnehin zu hohen“ Vorlaufindikatoren für die
wirtschaftliche Entwicklung wie der Ifo-Index nachgäben, sei nicht
verwunderlich, so am Freitag etwa die Weberbank. Dass jedoch
gleichzeitig die Daten zu Auftragseingängen, Industrieproduktion und
zum Konsum in Europa ebenfalls schwächer gewesen seien, schüre
Unsicherheit. Derzeit bestehe aber noch keine Gefahr einer merklichen
Wachstumsabkühlung. So seien die zuletzt gemeldeten Daten durch
zahlreiche Faktoren ins Negative verzerrt. Und ein
gesamtwirtschaftliches Plus von 2,5 Prozent im Euroraum im ersten
Quartal sei kein Beinbruch.
Die Commerzbank geht davon aus, dass die in der neuen Woche
anstehenden Daten zur deutschen Industrieproduktion die
Konjunktursorgen bestätigen werden. Zwar sei die Produktion in der
eigentlichen Industrie wahrscheinlich gestiegen, aber für das erste
Quartal wird wohl immer noch ein Minus zu Buche stehen. Zudem habe
das kalte Wetter den Bau wahrscheinlich spürbar behindert. Wichtiger
für den Ausblick auf die kommenden Monate seien aber die Aufträge,
die voraussichtlich weiter geschwächelt hätten.
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