Dass der Gewinn von Daimler 2018 einbrechen
würde, war nach zwei unterjährigen Gewinnwarnungen zu erwarten. Im
letzten vollen Jahr unter Dieter Zetsche verschärfte sich der
Handelsstreit zwischen den USA und China, der mit Strafzöllen auf
beiden Seiten einherging und die Pkw-Nachfrage dämpfte. Hinzu kamen
milliardenhohe Investitionen in Zukunftstechnologien. Und schließlich
waren da noch die hausgemachten Probleme rund um zu hohe
Emissionswerte und darauffolgende Rückrufe von Dieselfahrzeugen sowie
die schleppende Umstellung auf den Abgasprüfzyklus WLTP.
Das Geschäftsjahr 2019, das zeigen die vom Konzern
prognostizierten Spannen für die Umsatzrenditen der Sparten, wird
mitnichten einfacher. Im Gegenteil: Im Pkw-Segment dürfte die
operative Marge nach einem Rückgang um 1,6 Prozentpunkte auf 7,8% im
vergangenen Jahr weiter sinken. 6 bis 8% erwartet der Vorstand; da
bleibt kaum Luft nach unten, und das Mittelfristziel von 8 bis 10%
rückt weiter in die Ferne.
Mit einer Rendite auf diesem Niveau könne man nicht zufrieden
sein, so Zetsche, der daher „Gegenmaßnahmen“, speziell bei den Pkw
und Transportern, ankündigte. Wo diese Maßnahmen ansetzen, in welchem
Umfang sie stattfinden sollen und welche Konsequenzen daraus für die
Beschäftigten entstehen, dazu schwieg Zetsche. Das Programm werde
derzeit von den Führungskräften erarbeitet, solange diese im Amt
seien, sagte er. Die Umsetzung obliege dann aber dem neuen Team rund
um seinen Nachfolger Ola Källenius.
Zetsche hinterlässt Källenius nicht nur mit Blick auf offene
rechtliche Fragen ein unbestelltes Haus. Der künftige Chef hat nun
auch die undankbare Aufgabe, direkt nach Amtsantritt Einschnitte im
operativen Geschäft zu verkünden, um die Pkw-Rendite wieder auf Kurs
zu bringen. Etwa, indem er das Modellportfolio mit Blick auf die
Konzernziele bei der Elektromobilität zurechtstutzt. Bis 2022 soll
die gesamte Flotte elektrifiziert werden, was die Marge zusätzlich
unter Druck setzt.
Dem Markt signalisiert Daimler mit der Ankündigung zwar, auf die
ernste Lage reagieren zu wollen. Doch Källenius muss sich als der
Neue auch die Unterstützung der Belegschaft sichern. Die sieht sich
schon der Umstellung in eine Holding-Struktur und der unsicheren
Zukunft ihrer Beschäftigung im Zuge der Elektromobilität gegenüber.
Neue Einschnitte bergen da gleich zu Beginn Konfliktpotenzial. Das
muss Källenius entschärfen. Sonst, das hat auch Zetsche schon erlebt,
hat es der Daimler-Chef in aller Regel schwer.
(Börsen-Zeitung, 07.02.2019)
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