Börsen-Zeitung: Einrahmen und aufhängen, Kommentar zu den Sparkassen von Bernd Wittkowski

Die Sparkassen blicken auf ein erfolgreiches
Geschäftsjahr zurück. Am Montag haben die Baden-Württemberger als
erster Regionalverband über 2014 berichtet. Die Ergebnisse der 53
Institute im Südwesten dürften cum grano salis den bundesweiten Trend
vorgeben. Das gilt freilich auch für den Ausblick auf die nächsten
Jahre, der von tiefer Skepsis geprägt ist und somit komplett im
Kontrast zur unterm Strich bislang erfreulichen Entwicklung steht.
Die Sparkassen sollten sich also die 2014er Zahlen einrahmen und das
damit gemalte Bild gut sichtbar aufhängen, um sich mit dem Blick
darauf in Zukunft an die guten alten Zeiten erinnern zu können. Denn
besser werden die Zeiten nicht mehr, sondern wahrscheinlich viel
schlechter.

Das vorige Jahr war für die Sparkassen im Ländle unter anderem von
zwei bemerkenswerten Rekorden geprägt. Zum einen erreichten die
Kundeneinlagen einen Höchstwert – seit der Lehman-Pleite anno 2008
sind sie um ein Viertel gestiegen, obwohl die Öffentlich-Rechtlichen
alles andere als Topzinsen zahlen. Allein die Einlagen von
Unternehmenskunden legten zuletzt um mehr als 10% zu. „Sicherheit
schlägt Zins“, sagt Verbandspräsident Peter Schneider. Zum anderen
kletterten die Immobilienkredite auf einen Höchststand. Vor allem
Privatpersonen investieren in Betongold, als gebe es kein Morgen mehr
– aber eben vielfach auf Pump. Tiefzinsen und Krisenangst dürften die
Treiber sein.

In der Gewinn-und-Verlust-Rechnung kommt derweil ein Effekt mit
Seltenheitswert zum Tragen: Das Betriebsergebnis der Sparkassen ist
nach Bewertung höher als vorher. Es konnte nicht nur
Kreditrisikovorsorge aufgelöst werden, sondern obendrein gab es
Zuschreibungen bei den Wertpapieren. Nach Steuern konturiert sich so
ein fantastischer Ergebnissprung um 37% auf reichlich 1 Mrd. Euro,
die ins Eigenkapital wandert.

Dort – und damit kommen wir zu den schlechten Nachrichten – wird
man es 2015 und in den Folgejahren dringend gebrauchen können. Denn
die Folgen der, so Schneider, „brutalen Niedrigzinspolitik“ der EZB
für die Zahlenwerke der Sparkassen und Banken sind programmiert und
berechenbar. Dieses Geschwür frisst sich – wenn die Zentralbank nicht
zur Vernunft kommt – in die Zinsüberschüsse der Institute ebenso
unweigerlich hinein wie in die private Altersvorsorge der Sparer und
die Anlagen etwa von Versicherungen oder Sozialkassen. Doch dieser
Irrsinn kostet auf Dauer nicht nur Ertrag. Er führt auch dazu – da
hat Schneider absolut Recht -, dass ganze Geschäftsmodelle, die
bisher als stocksolide galten, vor die Hunde gehen.

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