Börsen-Zeitung: Erst denken, dann poltern!Kommentar zum Währungsstreit von Stephan Balling

Zumindest ein positives Ergebnis brachte die
Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF): Künftig soll
der IWF stärker die Wirkung der Geldpolitik eines Landes auf andere
Währungsräume untersuchen. Hier besteht tatsächlich Forschungsbedarf.
Unnötig war indes die Polterei von IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn,
der zuerst von einem „Währungskrieg“ gesprochen hatte, dann diese
Wortwahl als zu „militaristisch“ bezeichnete und anschließend
Wechselkurse als Waffen deklarierte. Offenbar will sich da jemand als
Kandidat für das Amt des französischen Präsidenten positionieren.

Sicher, bei Politikern gehört Poltern zum Handwerk. Trotzdem
sollten sie vorher nachdenken. Die globale Wechselkursproblematik ist
zu wichtig, um für nationale Wahlkämpfe instrumentalisiert zu werden.
Positiv ist, dass bei dem IWF-Mandat wohl nicht Handelsfragen wie
zwischen China und den USA im Fokus stehen. So erklärte
Bundesbankpräsident Axel Weber den Sinn des Mandats mit der Sorge um
die Finanzstabilität. Von der Wettbewerbsfähigkeit des US-Exports
sprach er nicht.

Tatsächlich kann eine rasche Währungsaufwertung infolge von
kurzfristig hohen Kapitalzuflüssen in kleinen Ländern verheerend
wirken, etwa, wenn die Anleger ihr Kapital plötzlich wieder abziehen.
Deshalb ist es richtig, wenn der IWF befristete
Kapitalverkehrskontrollen nun positiv bewertet. Natürlich besteht die
Gefahr, dass diese nicht nur kurz-, sondern auch langfristig
eingesetzt werden. Es gilt hier die Weisheit des Ökonomen Joseph A.
Schumpeter über Staatseingriffe in den Markt. Diese können sinnvoll
sein, um für einen „geordneten Vormarsch“ anstelle eines wilden
Einfalls zu sorgen oder um aus einer „wilden Flucht“ einen
„geordneten Rückzug“ zu machen. Eingriffe in den Devisenmarkt sollten
also keinen Trend bekämpfen, aber unter Umständen die Volatilität.

Natürlich müssen zuallererst die USA und Euroland für mehr
Stabilität an den Devisenmärkten sorgen und ihre ultralockere
Geldpolitik zurückfahren, um so die globale Liquiditätsflut zu
drosseln. Das wäre auch deshalb angebracht, weil mittlerweile selbst
die Chinesen ein Einsehen hatten und ihre Währung etwas aufwerteten.
Peking muss übrigens aus eigenem Interesse diesen Weg weiter
verfolgen. Nicht schockartig und wild. Aber graduell, in einem
geordneten Rückzug aus der Politik des billigen Geldes.

Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de