Als Ikarus der Sonne zu nah kommt, schmelzen
seine Flügel, und er stürzt zur Erde. Die griechische Parabel trifft
auf kaum einen Wirtschaftszweig mehr zu als auf das
Mobiltelefongeschäft. Blackberry, Motorola, Nokia: Zahlreiche
Marktakteure mussten erfahren, wie schnell abstürzt, wer sich zu
lange im eigenen Erfolg sonnt. Samsung, die aktuelle Nummer 1, stürzt
zwar noch nicht ab. Der Aufstieg scheint aber bereits gestoppt.
Erstmals seit 2011 kündigt Samsung einen Rückgang beim
Quartalsergebnis an. Die Erwartungen der Analysten werden damit klar
verfehlt. Einiges spricht dafür, dass der koreanische Shootingstar
vergangener Jahre seine besten Tage bereits hinter sich hat.
Lange konnte Samsung stets mit Hardwareverbesserungen den
Handyabsatz ankurbeln. Ein größerer Bildschirm mit höherer Auflösung,
ein schnellerer Prozessor oder eine höher auflösende Kamera: Eine
kleine Veränderung der technischen Ausstattung genügte oft, um die
Verkaufszahlen steigen zu lassen. Doch diese Zeiten dürften vorbei
sein: Die Bildschirme lassen sich kaum noch vergrößern, sollen sie
weiter in Jacken- und Hosentaschen passen. Die Auflösung kann zwar
noch gesteigert werden – doch wozu, wenn der Anwender die einzelnen
Pixel längst nicht mehr erkennen kann. Auch die
Prozessorgeschwindigkeit wird zwar steigen. Bei den meisten
Anwendungen dürfte dies aber lediglich Zeitgewinn im
Millisekundenbereich bringen – kaum ein Grund, mehr Geld auszugeben.
Als Folge der schwindenden Hardwareunterschiede steigt der
Preisdruck. Die Software – Googles Android-Betriebssystem – steht
allen Herstellern zur Verfügung. Auch Billiganbieter aus China sind
so schnell konkurrenzfähig geworden. Der zunehmend hitzig geführte
Preiswettstreit dürfte Samsungs Ergebnis weiter drücken. Wurden die
Koreaner Mitte 2013 noch als Gewinner im Wettstreit mit Apple
gesehen, zeigt sich nun, dass sich die Kalifornier langfristig klar
besser positioniert haben.
Mit der Software-Plattform iOS hat Apple ein
Alleinstellungsmerkmal, das zudem bereits zweistellige
Milliardenbeträge erlöst hat. Allein 2013 spielte der zugehörige App
Store über 10 Mrd. Dollar ein. Davon durfte Apple 3 Mrd. Dollar als
Umsatz verbuchen. Samsungs Versuche, sich von Android zu
emanzipieren, haben derweil noch nicht gefruchtet. Während das
Smartphone-Geschäft des iPhone-Anbieters auf einem soliden Fundament
fußt, hat Samsung offenbar auf Wachs gebaut – und dieses schmilzt
bekanntlich bei zu großer Hitze.
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