Jetzt hat es auch Osram erwischt: Die wachsende
Unsicherheit in der Autoindustrie trifft den Münchner
Lichttechnikkonzern heftig. Eine Woche nach Daimler senkte das
Unternehmen ebenfalls seine Gewinnprognose für das aktuelle
Geschäftsjahr. Zudem rechnet es nur noch mit einem leichten
Umsatzplus. Kein Wunder, Osram erzielt die Hälfte des Erlöses und
einen Großteil des Gewinns mit der Autobranche.
Diese relativ hohe Abhängigkeit schlägt nun zum Nachteil des
Unternehmens durch. Noch im vergangenen Jahr hatte Osram als
Marktführer im Autolichtsegment von der damals starken Nachfrage
kräftig profitiert. Auch die zunehmende Ausstattung der Fahrzeuge mit
Sensoren trieb den Aktienkurs nach oben. Osram stellt die dafür
benötigten Optohalbleiter her.
In den vergangenen Monaten drehte sich der Wind jedoch rasch. Ein
Mann verunsichert die ganze Autoindustrie und ihre Zulieferer:
US-Präsident Donald Trump erschreckt mit hohen Zöllen. China, der
größte Automarkt der Welt, bereitet den Gegenschlag vor. Unter diesem
Eindruck halbieren Branchenexperten ihre Wachstumserwartungen für den
weltweiten Fahrzeugmarkt in diesem Jahr.
Der Vorstand von Osram verbreitet trotz allem Optimismus. Solange
Aufträge nicht storniert, sondern nur verschoben werden, gibt es für
ihn keinen Grund zum Schwarzsehen. Es wirkt wie das Pfeifen im Wald.
Denn es häufen sich die Anzeichen, dass dem langen
Konjunkturaufschwung in großen Teilen der Welt die Puste ausgeht. Ein
Schlaglicht wirft der Ifo-Geschäftsklimaindex, der in den vergangenen
sieben Monaten sechsmal gesunken ist und zuletzt auf den niedrigsten
Stand seit Jahresbeginn fiel.
Die Lichtindustrie bekommt als frühzyklische Branche einen
Abschwung schnell zu spüren. Am selben Tag wie Osram ließ der
österreichische Leuchtenhersteller Zumtobel seine Aktionäre jammern.
Tageskursverluste von 22% und 19% lassen sich als Indiz dafür lesen,
dass die Anteilseigner beider Unternehmen ein rasch erholtes
Geschäft für unwahrscheinlich halten. Es ist ein Warnsignal für die
gesamte Wirtschaft.
Dem Vorstand von Osram ist trotz der zur Schau gestellten
Zuversicht auch nicht ganz wohl bei der Sache. Warum würde er sonst
über die Umsatz- und Ergebnisziele für das Jahr 2020 nochmals
gründlich nachdenken? Grund zur Panik gibt es freilich nicht: Osram
muss einfach mit dem Auf und Ab der Konjunktur klarkommen. Eine
Aufgabe für das Management bleibt es, diese Abhängigkeit
einzudämmen.
(Börsen-Zeitung, 29.06.2018)
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