Na endlich! Der amerikanische Autobauer General
Motors (GM) kommt seiner Verpflichtung als Eigentümer von Opel und
Vauxhall nach und bringt die nötigen Milliarden zur Sanierung der
verlustreichen Aktivitäten selbst auf. „Es ist besser für Opel, Teil
von GM zu sein, und es ist besser für GM, Opel mit im Konzern zu
haben“, betonte denn auch Europachef Nick Reilly gestern in einer
Telefonkonferenz.
Was er nicht sagte, aber natürlich als europäischer Statthalter
amerikanischer Interessen – GM gehört zu immerhin 60% der
US-Regierung – durchaus meinte: Wie die Sanierung konkret umgesetzt
wird, entscheidet GM von nun an allein. Zwar mühte sich Reilly,
keinen Zweifel an der Lauterkeit der GM-Pläne für die
Restrukturierung in Europa aufkommen zu lassen. An den Grundlinien
der bekannten Maßnahmen – Personalabbau und Werksschließung nur in
Antwerpen – werde nichts geändert, lediglich eine Streckung des dafür
nötigen Aufwands sei denkbar.
Aber auf solche Zusicherungen sollte man nicht allzu viel geben.
Amerikanische Geschäftsleute sind für ihr extrem aggressives
Verhandeln bekannt. Das hat in eineinhalb Jahren für GM nicht zum
Erfolg geführt, vor allem wegen des anhaltenden politischen
Widerstands in Deutschland, wo sich die Regierenden untereinander
selbst nicht darüber einig waren, wie sie mit der Causa Opel
verfahren sollten.
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle kann sich natürlich in seiner
ordnungspolitischen Linie bestätigt fühlen – und teilt das gleich
auch jedermann mit. Aber hat nicht GM mit dem Verzicht auf jegliche
Staatshilfe für Opel, nicht nur aus Deutschland, auch höchst
politisch gehandelt, indem eine Sollbruchstelle der in sich
zerstrittenen schwarz-gelben Koalition in Berlin beseitigt wurde?
Unter dem Strich bleibt als Beitrag zur Opel-Rettung der
milliardenschwere Verzicht der Belegschaften in Europa. Dass sich die
Beschäftigten, die von der US-Mutter wie von der hiesigen Politik in
das eineinhalb Jahre währende Wechselbad der Gefühle geschickt
wurden, nach einem Ende des Hickhacks sehnen, ist verständlich.
Gleichwohl bleibt festzuhalten: Die alle Anbieter in Westeuropa
belastenden Überkapazitäten werden nach Lage der Dinge fortbestehen,
wenn GM an den Sanierungsplänen festhält. Zweifel bleiben, ob so das
Europa-Geschäft wettbewerbsfähig werden kann.
(Börsen-Zeitung, 17.6.2010)
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