Börsen-Zeitung: Hambrechts Erbe, Kommentar zur Cognis-Übernahme durch die BASF von Peter Olsen

Im Mai 2011 tritt Jürgen Hambrecht als
BASF-Vorstandschef ab. Seinem designierten Nachfolger, Finanzvorstand
Kurt Bock, übergibt er dann zwar den unverändert weltgrößten
Chemiekonzern. Der aber hat sich in den dann acht Hambrecht-Jahren in
seiner Struktur dramatisch verändert. Die aktuelle Übernahme des
Spezialchemieherstellers Cognis passt dabei voll in Hambrechts
Strategie.

Er hatte sich vorgenommen, den Ludwigshafener Riesen von der
ausgeprägten Zyklizität des Chemiegeschäfts zu befreien, also das
Portfolio von chemischen Commodities hin zu innovativen Spezialitäten
umzuschichten. Dabei hat der BASF-Chef anspruchsvolle Hürden
aufgestellt. Übernahmeobjekte mussten nicht nur strategisch passen,
sondern auch in überschaubarer Zeit zum Konzernergebnis beitragen.

Und für solche Zukäufe war Hambrecht stets bereit, auch tief in
die Tasche zu greifen. Mit dem feindlich initiierten Kauf von
Engelhard, des US-Herstellers von Katalysatoren, lieferte er 2006
sein Gesellenstück ab. Vom anhaltenden Widerstand des
Engelhard-Managements ließ er sich nicht schrecken, mit intensiver
Investor-Relations-Arbeit wurden skeptische Investoren überzeugt.
Zugleich arrondierte BASF mit dem Erwerb von Degussa Bauchemie und
Johnson Polymer.

Der nächste große Brocken, Ciba, war heftig umstritten, hatten
sich die Schweizer doch zuvor geschäftlich verzettelt und waren damit
auf den ersten Blick ein wenig attraktiver Restrukturierungsfall.
Hambrecht kaufte trotzdem, und der Schweizer Spezialist wird mit
harter Hand auf Linie gebracht.

An den gezahlten Preisen gab es immer wieder Kritik. Zu wenig
berücksichtigt wurde dabei allerdings, dass BASF nicht nur zukaufte,
sondern sich zugleich von wenig rentablen Geschäften mit durchaus
hohen Umsatzbeiträgen wie Massenkunststoffe, Druckfarben oder
Styrolsparten – Letzteres noch nicht abgeschlossen – trennte.

Wo andere Industrieunternehmen, von der Krise gebeutelt, mühsam
ihre Liquidität zusammenhalten, zeigt sich BASF handlungsfähig und
nutzt sich bietende Chancen. Dass für diese Zukunftssicherung ein
Abstieg vom einstigen „AA-„-Rating zum Single-A hinzunehmen ist,
schmälert Hambrechts Erbe nicht. Sein Nachfolger, das scheint klar,
wird sich allerdings zunächst weniger um weitere Firmenkäufe als
vielmehr um Cash-flow und Schuldenabbau kümmern müssen.

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