Das ging fix:Â Noch im September hatte
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zu Spekulationen um eine Fusion
mit der Commerzbank erklärt, man müsse in den kommenden 18 Monaten
zunächst Hausaufgaben erledigen, bevor man auch über andere Dinge
reden könne. Nun hat er schon sechs Monate später vom Vorstand das
Mandat für informelle Gespräche eingeholt.
Bundesfinanzminister Olaf Scholz und dessen Staatssekretär Jörg
Kukies wird dieses Timing entgegenkommen – die Berliner
Industriepolitiker wollen sich als Architekten der deutschen
Großbankenfusion profilieren, bevor ein etwaiger Bruch der großen
Koalition sie ihr Amt kosten kann. Auch für die beiden Banken, deren
Mitarbeiter, Kunden und Anteilseigner aber gilt: Es ist höchste
Eisenbahn. Je schneller die Gespräche beginnen, umso eher können sie
beendet werden. Zu sehr haben die Spekulationen auf eine
Großbankenfusion Fahrt aufgenommen, zu lange sind sie unwidersprochen
geblieben, als dass die Akteure sie noch ohne Gesichtsverlust
aussitzen könnten.
Ist Sewing gut, hat er schon einen gescheiten Plan in der Tasche,
wie er die Gespräche umsichtig und verlässlich entgleisen lassen
kann. Auf den Manager müsste ein Zusammenschluss mit der Commerzbank
ein Jahr nach Amtsantritt wie das Eingeständnis des Scheiterns
wirken. Sewing wird vielmehr beweisen wollen, dass seine Strategie
für das Institut fruchtet. Solange aber die Erwartung einer Fusion
durch die Bank wabert, wird sich dort kaum jemand mit bedeutenden
Initiativen und Ideen hervorwagen. Attentismus macht sich breit, wo
Initiative gefragt wäre, zum Beispiel mit Blick auf einen Vorstoß
eines Big Tech ins Plattform-Banking.
Eine Zusammenführung beider Häuser wäre zunächst einmal ein
gigantisches Arbeitsbeschaffungsprogramm für externe Dienstleister,
das viele Risiken wie Kundenverluste, Ertragsabrieb,
Restrukturierungsaufwand und nicht zuletzt eine jahrelange Nabelschau
mit sich bringt, ohne die Position der Bank nennenswert zu
verbessern. Auch angesichts eines deutlichen Abschlags im
Kurs-Buch-Verhältnis gegenüber der Commerzbank kann Sewing nicht
daran gelegen sein, dass etwa eine ausgiebige Analyse der Risiken des
Danske-Bank-Geldwäscheskandals für Deutschlands größtes
Kreditinstitut oder von 25 Mrd. Euro letztlich nicht bewertbarer
Deutsche-Bank-Assets vor einer Verschmelzung das Bewertungsverhältnis
weiter verschlechtern.
Der Deutsche-Bank-Chef muss nur hoffen, dass die Aktionäre des
Hauses dies genauso sehen. Sonst ist der Zug bald abgefahren –Â mit
oder ohne ihn.
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