Die Prognose hat es in sich. Nach der
Gewinnwarnung im Dezember und dem schwachen Ausblick des
Wettbewerbers Covestro am Vortag waren die Erwartungen für BASF nicht
hoch gesteckt – zumal der Ludwigshafener Chemiekonzern für den
konservativen Blick bekannt ist. Doch wie der seit knapp einem Jahr
am Ruder stehende Vorstandschef Martin Brudermüller signalisiert,
will er sich diesen Vorwurf nicht mehr anheften lassen. Er schaue
optimistisch in die Zukunft und äußere diese Einschätzung
entsprechend. Das zeugt von neuer Offenheit im Chemiekonzern.
Doch die Zuversicht wird nicht uneingeschränkt verbreitet, was
klarmacht, dass man Bodenhaftung bewahrt. Für die 2019 erwartete
Steigerung des Betriebsergebnisses (Ebit) vor Sondereinflüssen gibt
BASF ein Intervall zwischen 1 und 10% vor, weist aber zugleich darauf
hin, dass man eher am unteren Ende ankommen dürfte. Und
Brudermüller betont, dass die Planung sicherlich eine
Herausforderung wird, was angesichts des konjunkturellen und
handelspolitischen Umfelds gewiss keine Untertreibung ist. Vor dem
Management liegt ein Hürdenlauf.
Für die Anleger wiederum beinhaltet die Prognose eine
Geduldsprobe, auch wenn sie die optimistische Vorhersage schon
einmal mit einem kräftigen Kursanstieg feierten. Nach dem
Ergebniseinbruch im Schlussquartal 2018 hat sich das Umfeld mit dem
Jahreswechsel nicht über Nacht deutlich zum Besseren gewendet. So
hebt auch das BASF-Management hervor, dass die ersten beiden Quartale
im neuen Turnus vergleichsweise schwach sein werden und man danach
eine Wiederbelebung sehen müsse. Die Vergleichsbasis des Vorjahres
ist hoch, zudem lässt die Erholung der Automobilindustrie als größte
Kundengruppe auf sich warten. Die konjunkturellen Risiken sind nicht
zu unterschätzen und träfen eine Branche wie die Chemie als
Zulieferindustrie im besonderen Maße.
BASF hat in diesen schwierigen Rahmenbedingungen den richtigen
Weg eingeschlagen. Das Portfolio wird durchforstet und optimiert –
gestern wurde bestätigt, dass für das Pigmentgeschäft ein Käufer
gesucht wird. Das von Bayer erworbene Agrargeschäft wird 2019 einen
nennenswerten Beitrag leisten, nachdem es bislang vor allem Kosten
verursacht hat. Das Aufräumen im Konzern umfasst ein Effizienz- und
Sparprogramm, das zumindest vor Einmalkosten auch deutlich zum
Ergebnis beisteuern sollte. Es sind also nicht allein konjunkturelle
Effekte, die Ergebnisimpulse liefern.
(Börsen-Zeitung, 27.02.2019)
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