Ausgerechnet Zahlungsdienstleister begleichen
ihre Fusionsrechnung nicht mit Cash, sondern Papier – also eigenen
Aktien. Der Boom in der vermeintlich langweiligen Zunft der
Zahlungsabwickler ist auf dem Höhepunkt. Unternehmen mit überaus
anspruchsvollen und ambitionierten Namen tun sich zusammen: Worldpay,
Global Payments oder Total System Services. Darunter tun sie es
nicht. Da ist Musik drin – und Konzentrationsdruck. Sie müssen in
dem weltweiten Wachstumsmarkt zusammenrücken. Dabei geht es in
Amerika um zweistellige Milliardenbeträge. Denn die Welt wird immer
digitaler, und der rasch wachsende E-Commerce wird zunehmend mobil
bezahlt.
Die Berater von McKinsey gehen davon aus, dass die Erlöse im
Zahlungsverkehr weltweit von 1,7 Bill. Dollar im Jahr 2016 auf circa
2,9 Bill. Dollar im Jahr 2022 klettern. Das stärkste Wachstum wird
Asien und Lateinamerika zugetraut. Ein Zeichen des Booms war der
Dax-Einzug von Wirecard, die trotz aller Wirrnisse mit 20 Mrd. Euro
rund 7 Mrd. Euro mehr auf die Waage bringt als die Deutsche Bank.
Und den Trend belegt die niederländischen Adyen, deren Kurs seit
Jahresbeginn um die Hälfte kletterte und die 21 Mrd. Euro schwer ist.
In Mailand war im April Nexi mit einem Emissionserlös von 2 Mrd. Euro
das größte IPO des Jahres in Europa; in London verlängerte Network
International den Kurszettel. US-Finanzinvestoren haben sich mit
Zahlungsdienstleistern, die sie aus Bankengeflechten herauslösten,
fokussierten und an die Börse brachten, in Europa eine goldene Nase
verdient.
Unterstützung kommt in Europa von der Payment Services Directive,
die das Monopol der Banken auf Kontoinformationen knackt. Künftig
können Drittanbieter etwa Bezahlvorgänge direkt auslösen – ohne den
Umweg über Banken gehen zu müssen. Außerdem verlangt die Richtlinie
eine starke Authentifizierung, um Zahlungsvorgänge abzusichern. Die
Dienstleister werden davon profitieren. Nicht nur Worldline oder
Paypal komm dies zupass.
Big is beautiful: Das ist einer der Treiber des M&A-Rausches. Es
geht um IT, Technologie und globale Plattformen, also Infrastruktur
mit berechenbaren Cash-flows und starkem Wachstum. Das ist der Stoff,
aus dem Investorenträume sind. Zudem geht es mit dem Trend zur Größe
auch darum, sich gegen junge Technologiefirmen und Fintechs zu
wappnen – und sie, wenn es darauf ankommt, schlucken zu können. Denn
die neue Technik ändert nicht nur den Fluss von Zahlungen, sondern
auch M&A-Ströme.
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