Börsen-Zeitung: In gute Hände, Kommentar von Bernd Wittkowski zur bevorstehenden Übernahme der BHF-Bank durch die LGT Group

„In gute Hände“ möge die BHF-Bank kommen: Das
dürfte für die meisten ihrer 1500 Mitarbeiter das vordringliche
Anliegen auf dem Weihnachtswunschzettel gewesen sein. Mit der kurz
vor Heiligabend verkündeten Einigung zwischen Deutscher Bank und LGT
Group über Eckpunkte des Verkaufs der früheren „Berliner Handels- und
Frankfurter Bank“ scheint die Erfüllung dieses Wunsches nähergerückt
zu sein. Hoffentlich sind es auch saubere Hände, in deren Eigentum
das Haus mit dem Beinamen „Privat seit 1854“ nun aller Voraussicht
nach übergehen wird. Soweit noch Schmutzreste der unter der Chiffre
„Zumwinkel“ bekannten Steueraffäre an den Händen der LGT kleben
sollten, wäre die Übernahme für die Liechtensteiner wohl auch eine
Chance, ihre bekleckerte Reputation reinzuwaschen.

Dass der eine oder andere Kunde der Frankfurter Privatbank eben
vor diesem Hintergrund auf Distanz gehen könnte, sollte die LGT
endgültig den Zuschlag bekommen, müssen die angehenden Partner ins
Kalkül ziehen. Aus BHF-Sicht scheint diese Lösung dennoch die
nächstliegende und passendste unter den realistischen Optionen zu
sein, und sie wäre sicher weit mehr als ein „kleinstes Übel“. Denn
diese Kombination wäre – anders als etwa beim Erwerb durch eine
arabische, chinesische oder indische Adresse – gleichermaßen
geschäftlich komplementär und kulturell kompatibel und darüber hinaus
verträglich, was die Größenordnungen beider Häuser angeht. Und sie
verspräche – anders als ein Finanzinvestor, und sei es in Verbindung
mit einem kleineren Bankpartner – am ehesten jene Stabilität, die die
BHF-Bank angesichts ihrer volatilen Eigentümerstruktur sowie der mit
jedem Gesellschafterwechsel verbundenen Strategieänderungen und
daraus folgender Reibungsverluste so dringend nötig hätte. Ihr Glück
haben ja in kurzer Abfolge schon Allianz, DGBank und Münchener Rück
und dann nacheinander ING und Sal. Oppenheim versucht, während die
Deutsche Bank von Anfang an unfreiwilliger Kurzzeitaktionär der ihr
mit Oppenheim zugefallenen BHF-Bank war.

Diese ist, sieht man vom Retail Banking ab, eine Art
Miniaturausgabe der Deutschen Bank und für das Original daher nur
bedingt brauchbar, insofern also eher ein Klotz am Bein des
Branchenprimus. Diesen Klotz zügig abschütteln zu können, wird dem
Verkäufer gewisse Abstriche an früheren, am Buchwert orientierten
Preisvorstellungen wert sein müssen.

(Börsen-Zeitung, 24.12.2010)

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