Börsen-Zeitung: Jubel ist fehl am Platz, Kommentar zur Bilanzpressekonferenz der LBBW, von Gerhard Bläske.

Mission accomplished. Zufrieden stellte
LBBW-Chef Hans-Jörg Vetter die vorläufigen Zahlen für 2012 vor.
Mission erfüllt, lautet seine Bilanz nach mehrjähriger Sanierungs-
und Restrukturierungsarbeit.

Die Ergebnisse sind beeindruckend. Der Konzerngewinn hat sich
gegenüber dem Vorjahr auf fast 400 Mill. Euro versechsfacht, das
operative Ergebnis verdoppelt, wozu aber Sonderfaktoren beigetragen
haben, denn nach dem dritten Quartal lag man noch unter den
Vorjahreszahlen. Die Ausrichtung auf das Kerngeschäft, das
kundennahe, aber vergleichsweise ertragsschwache Geschäft mit
privaten und unternehmerischen Kunden, ist weitgehend abgeschlossen.
Die laufende und teilweise nachträgliche Bedienung von stillen
Einlagen und Genussscheinen hat begonnen.

In wenigen Jahren hat die größte deutsche Landesbank, die 2009 nur
durch eine Kapitalspritze ihrer Gesellschafter von 5 Mrd. Euro
gerettet werden konnte, ihr Gesicht tiefgreifend gewandelt. Die
Risikoaktiva wurden seit 2008 von 178 auf 96 Mrd. Euro reduziert, das
nicht mehr als strategisch betrachtete Kreditersatzgeschäft
schrumpfte von 95 auf 22 Mrd. Euro. Beteiligungen wurden in großem
Umfang verkauft. Die Bilanzsumme reduzierte sich von 550 auf 337 Mrd.
Euro. Und nach der Umwandlung stiller Einlagen ihrer Gesellschafter –
der baden-württembergischen Sparkassen, des Landes und der Stadt
Stuttgart – verfügt die LBBW über eine solide Kapitalausstattung.

Doch für Triumphgeschrei ist es zu früh. Die Bank hat profitiert
von dem stabilen ökonomischen Umfeld in Baden-Württemberg, das sich
etwa in einer nochmaligen Reduzierung der schon vorher extrem
niedrigen Risikovorsorge für faule Kredite widerspiegelt. Auch
Sonderfaktoren wie eine deutlich reduzierte Steuerlast im Vergleich
zum Vorjahr oder die hohen Abschreibungen auf Staatsanleihen in
Südeuropa im Jahr 2011 sind Gründe für die Ergebnisverbesserung.
Herausforderungen bietet 2013 auch das regulatorische Umfeld und,
womöglich, die Staatsschuldenkrise.

Fazit: Die LBBW ist ein ganz großes Stück vorangekommen auf ihrem
schmerzhaften Weg zurück zu einer „normalen“ Bank. Die Folgen der
größenwahnsinnigen Politik der Vergangenheit sind aber noch nicht
beseitigt. Noch steht die Rückzahlung der 5 Mrd. Euro an die
LBBW-Eigner und damit letztlich an Sparkassenkunden und Steuerzahler
an. Das bleibt eine mehr als herausfordernde Aufgabe. Bis dahin
verbietet sich Jubelgeschrei.

(Börsen-Zeitung, 28.2.2013)

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