Was bei der HSH Nordbank alles so abging hatte
schon einen hohen Unterhaltungswert. Untergeschobene Beweise, um
unliebsame Manager gleich im Doppelpack abzuservieren,
Bespitzelungen, Schlapphutgeschichten, das hatte schon was. Aber
irgendwann drängte sich die Frage auf, was eigentlich die
Leitungsorgane zu den ganzen Skandalen meinen.
Bei der HSH ging es seit Monaten hin und her. Irgendwie drängt
sich der Eindruck auf, dass es eine Seite mit der Aufklärung der
Vorwürfe nicht besonders eilig hat, gesetzt den Fall natürlich, dass
diese auch zutreffen. Dies widerstrebt dem üblichen
Erledigungsprinzip völlig. Wenn Vorwürfe bestehen, müssen diese
schnell abgeklärt werden. Gelesen, gelacht (oder nicht) und dann
gelocht.
Ob die Bank durch die jetzt von Hamburg und Kiel im Paarlauf
versuchte Auswechselung des Spitzenmannes wieder zur Normalität
zurück findet, wäre ihr zu wünschen. Aber dieses Drama dürfte sich
nur verlängern.
Politisch kraftvolles Handeln sieht anders aus. Beide Länder
richten an Aufsichtsratschef Hilmar Kopper lediglich die Bitte, die
erforderlichen Schritte einzuleiten, um eine Trennung von Dirk Jens
Nonnenmacher herbei zu führen. Windelweicher kann man einen als
notwendig erachteten Wechsel kaum herbei führen.
Wie es scheint, liegt der Ball jetzt bei Kopper. Dass dieser auf
die nächste ordentliche Aufsichtsratssitzung am 2. Dezember verweist
spricht Bände. Politik trifft auf Aktienrecht. Dass Kopper diese Art
von politischer Einmischung nicht gefällt, ist offensichtlich. Ein
Aufsichtsratsvorsitzender einer Aktiengesellschaft ist kein
Vollzugsgehilfe von Landesregierungen, bei denen sich die politische
Dynamik verselbständigt hat.
Natürlich ist Nonnenmacher als Vorstandschef auch für das
trostlose Bild der HSH in der Öffentlichkeit mit verantwortlich.
Keine Frage. Aber was mutet die Politik dem Aufsichtsrat zu, der erst
vor wenigen Wochen erneut eine Vertauenserklärung für Nonnemacher
abgegeben hat? Anlass waren die Gutachten von WilmerHale und der
KPMG. Einmal ging es um die Entlassung des Vorstandsmitglieds Roth
und einmal um die Sicherheitsfirma Prevent. Festgestellt werden
konnte kein schuldhaftes Verhalten von Nonnenmacher. Die Politik
glaubt vermutlich, aus dem Schneider zu sein. Sie ist es nicht.
(Börsen-Zeitung, 10.11.2010)
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