Trump, Brexit, Nordkorea & Co. zum Trotz – das
Jahr 2017 erscheint im Rückblick als eines, in dem die Notenbanker
weltweit, vor allem aber jene in den USA und Euroland, in so etwas
wie der besten aller Welten lebten: mit teils überraschend starkem
Wachstum und zugleich überschaubarer Inflation. Leider spricht aber
nun einiges dafür, dass 2018 deutlich ungemütlicher wird – und der
wahre Lackmustest für die Notenbanker.
Die wenigsten Sorgen machen die Wachstumsperspektiven – vieles
deutet auf einen anhaltenden Aufschwung hin. Die Inflation aber kann
schnell zum Problem werden – so oder so: Dümpelt sie weiter unter dem
verbreiteten 2-Prozent-Ziel herum, werden die Zweifel an Modellen und
Möglichkeiten der Notenbanker größer und größer. Niemand sollte aber
vorschnell ausschließen, dass es plötzlich eine rasche
Aufwärtsdynamik bei Löhnen und Inflation geben kann – und das die
Währungshüter auf dem falschen Fuß erwischt. Zudem werden die
Finanzstabilitätsrisiken immer schlagender. Die Deutsche Bank
attestiert gar schon die größte Anleiheblase in der Geschichte der
Menschheit.
Allen voran die EZB muss höllisch aufpassen, nicht vollends
„hinter die Kurve“ zu fallen, wie es im Fachsprech heißt. Die
Euro-Wirtschaft brummt und erste Experten reden schon von einem
„Boom“. Zugleich dürfte die Inflation nach einem –
Basiseffektbedingten – Zwischentief Anfang 2018 weiter Richtung des
Zielwerts von knapp 2 Prozent anziehen, auch wenn das länger dauert
als früher. Breite Anleihekäufe (Quantitative Easing, QE) passen
jedenfalls schlicht nicht mehr in die Zeit. Leider haben sich die
Euro-Hüter im Oktober bereits bis September 2018 auf QE festgelegt.
Sie dürfen sich aber auch nicht übermäßig selbst die Hände binden und
sie müssen 2018 in jedem Fall rechtzeitig die kommunikative Kurve
kriegen, um keine Erwartungen an ein QE ad infinitum zu schüren. Ende
2018 muss mit den Käufen endlich Schluss sein.
Zum Lackmustest für den Ausstieg aus dem geldpolitischen
Großexperiment der vergangenen Jahre wird 2018 auch deshalb, weil
sich immer mehr Notenbanken in Richtung Exit bewegen. Der bisherige
Normalisierungskurs der US-Fed ging wohl auch deshalb recht
geschmeidig über die Bühne, weil zugleich andere, wie die EZB, ihre
Politik weiter locker hielten oder gar lockerten – und so quasi in
die Bresche sprangen. Das wird und darf absehbar nicht so bleiben.
Entscheidend ist es dann, dass sich die Notenbanker weltweit eng
abstimmen und die Gesamt- und Wechselwirkungen ihrer Entscheidungen
berücksichtigen. Sonst droht nach der besten aller Welten ein böses
Erwachen.
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