Es hätte sicherlich schlimmer kommen können für
die Verbände der Kreditbranche. Das Treffen des Zentralen
Kreditausschusses am Mittwoch, bei dem über Höhe und Struktur der
Gebühren an Geldautomaten beraten wurde, hätte zum Fiasko werden
können: Ohne eine Einigung der Verbände aller drei Säulen wäre der
Streit um die Automatengebühr zur Steilvorlage für Politik und
Stammtische geworden, um der Branche Abzockerei und mangelnden Willen
zur Besserung vorzuwerfen.
Daraus zu schließen, dass die Banken in der Gebührenfrage souverän
agieren, wäre indes verfehlt. Der Kompromiss, das Kundenentgelt
transparent zu gestalten und den Menschen am Geldautomaten die Kosten
für die Abhebung direkt mitzuteilen, ist ein Minimum: Ein
vergleichbares Vorgehen – gleichsam das Aufhängen einer Preisliste –
wäre in fast allen anderen Branchen keiner Erwähnung wert.
Dass der Bankenverband, der die Interessen der privaten
Geschäftsbanken vertritt, Stunden nach der ZKA-Sitzung mit einem
eigenen Vorschlag vorgeprescht ist, wirft ein Schlaglicht darauf, wie
sehr die Verbände herumeiern zwischen dem Willen, Pfründe zu sichern,
und der Angst, in der öffentlichen Wahrnehmung als geldgierige
Lobbyisten angeprangert zu werden.
Dass die privaten Banken an ihren Automaten 1,95 Euro als
Höchstgebühr einführen, klingt zwar kundenfreundlich. Das Angebot der
niedrigen Gebühr richtet sich aber vor allem an Kunden von Sparkassen
und Genossenschaftsbanken, die in der Regel ohnehin keine weiten Wege
zum nächsten Geldautomaten des eigenen Verbundes in Kauf nehmen
müssen.
Dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken sich gegen eine
Höchstgebühr wenden, ist gleichermaßen der Besitzstandswahrung
geschuldet. Beide Verbünde unterhalten ein gut ausgebautes und
kostspieliges Automatennetz. Eine ordentliche Gebühr für Abhebungen
von Kunden anderer Banken könnte für Wechselwillige das Zünglein an
der Waage sein. Zwar betonen Genossenschafts- und Sparkassenverband
unisono, dass der Wettbewerb für sinkende Preise am Automaten sorgen
werde – das Kartellamt hat aber schon Zweifel an dieser Prognose
angemeldet. Die Behörde tut gut daran, die Gebührenentwicklung genau
zu beobachten – und die Verbände, wenn es sein muss, zum Handeln im
Sinne der Kunden zu zwingen.
(Börsen-Zeitung, 26.8.2010)
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