Gerade einmal einen Monat ist es her, da machten
Spekulationen über eine Fusion der Großbanken Société Générale und
Unicredit die Runde. Ein „paneuropäischer“ Zusammenschluss der beiden
Bankriesen aus Paris und Mailand entspräche jedenfalls dem Drehbuch
einer möglichen Konsolidierung der Branche, wie es Aufseher und
Marktteilnehmer mitunter skizzieren. Mit Blick auf die Stärke der
US-Großbanken und der drückenden Kostenbasis etlicher Institute
erscheint es manchen Beobachtern offenbar schlüssig, die
Geschäftsmodelle verschiedener Dickschiffe zu ergänzen und die Kosten
durch das Heben diverser Synergien zu senken – auch wenn ein
Großzusammenschluss freilich etliche Risiken birgt. Auch Deutsche
Bank und Commerzbank waren schon als Fusionspartner im Gespräch,
neben anderen Häusern.
Der nun anstehende Verkauf des Derivate- und ETF-Geschäfts der
Commerzbank an die Société Générale führt vor Augen, dass es einen
weiteren Weg der Konsolidierung gibt. Anstatt sich einen
vollständigen Konzern einzuverleiben und über Jahre hinweg mit einem
komplizierten Umbau beschäftigt zu sein, werden einzelne Stücke
zugekauft, die betriebswirtschaftlich gut in die eigene Struktur
passen. Die Commerzbank entschlackt ihr Derivatebuch und
konzentriert sich noch stärker auf ihr Kerngeschäft mit Firmen- und
Retail-Kunden. Die Société Générale, die einen Schwerpunkt im
Investment Banking hat, erweitert ihre Palette im Zertifikatesegment
und rückt mit ihrer Tochter Lyxor im ETF-Geschäft wieder ihrer
Rivalin DWS auf die Pelle. Für Bankkonzerne bieten derartige
Transaktionen das Beste aus zwei Welten: Sie schaffen es, in
bestimmten Feldern Skaleneffekte zu erzielen und ihre Position
auszubauen, ohne aber komplexe Strukturen neu ordnen zu müssen.
Konzentrierte Konzerne passen in eine Zeit, die von Regulierung,
politischen Risiken und der Erfahrung der Finanzkrise geprägt ist.
Die Commerzbank hat bereits Lehrgeld bezahlen müssen. Die Fusion
mit der Dresdner Bank und die anschließende Krise steckt ihr noch in
den Knochen. Die Veräußerung der Depotbank an die ebenfalls
französische BNP Paribas wenige Jahre später, ein Verkauf eines
durch Skaleneffekte geprägtes Teilsegments also, dürfte schon eher
als Erfolg gelten. Die Société Générale hatte sich vor einigen
Jahren von Anteilen von Amundi getrennt, als der französische
Fondsriese an die Börse ging. Die Konzentration auf das Wesentliche
sollte Schule machen – und jenen entgegengehalten werden, die von
Großfusionen träumen.
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