Börsen-Zeitung: Nachfrage garantiert, Kommentar zu EU-Anleihen von Kai Johannsen

Mitte Juni wird der europäische Rettungsfonds
EFSF die Anleiheinvestoren gleich zweimal umwerben. Eine zehn- und
eine fünfjährige Laufzeit werden die Retter der schwachen
Eurozonenländer im Angebot haben. Und so viel steht schon jetzt fest:
Eine mehr als solide Nachfrage ist garantiert.

Was soll bei diesen Bond-Emissionen auch schiefgehen? Derzeit wird
die Debatte über eine Griechenland-Umschuldung immer lauter geführt,
ob auf Ebene der EU-Politik oder in den Reihen der Marktakteure. Es
ist nicht davon auszugehen, dass im Juni bereits ein kompletter
Umschuldungsplan für Griechenland auf dem Tisch liegt. Infolgedessen
wird die Nervosität an den Märkten hoch bleiben, schließlich bleibt
unklar, wie die Restrukturierung der Athener Staatsschulden
letztendlich aussehen wird. Große Unsicherheit führt bei Investoren
zu Nachfrage nach sicheren Assets. Abzulesen ist das in der
Staatsschuldenkrise an der Flucht der Investoren in sichere
Staatsanleihen, d.h. Bundespapiere. Trotz der Erwartung eines
steigenden Leitzinses in der Eurozone hat sich die Rendite der
zehnjährigen Bundesanleihen von ihrem temporären Hoch bei rund 3,5%
wieder abgesetzt. Flucht in Qualität bescherte einen Renditerückgang
bis an die Marke von 3%.

In einer derartigen Marktsituation tritt nun der Rettungsfonds
auf. Ein Emittent, hinter dem nicht nur ein Land, sondern letzten
Endes eine Staatengemeinschaft steht, hat wohl nur sehr wenig
Ausfallrisiko. Das zieht Anleger an. Wie groß die Nachfrage derzeit
ist, zeigt sich bei den Auftritten der EU in dieser Woche. Für die
zehnjährige EU-Anleihe gab es ein Orderbuch von mehr als 13 Mrd.
Euro. Für den Fünfjahrestitel kamen mehr als 10 Mrd. Euro zusammen.

Der Rettungsfonds wird allerdings wohl kaum das Orderbuch der
Debüt-Emission im Januar dieses Jahres erreichen. Mehr als 44 Mrd.
Euro an Zeichnungswünschen kamen seinerzeit zusammen. Dabei ist
allerdings zu berücksichtigen, dass Orders inflationiert worden sein
dürften. Investoren legten von vornherein größere Ordervolumina ins
Buch, weil sie erwarteten, dass es angesichts hoher Nachfrage bei der
späteren Zuteilung eine Rationierung geben würde.

Schlussendlich ist die Nachfrage auch eine Funktion der Rendite.
Wieder lohnt ein Blick auf die zehnjährige EU-Anleihe in dieser
Woche. 3,53% gab es. Die aufgestockte zehnjährige Bundesanleihe kam
gestern zu durchschnittlich 3,04%. Rund 50 BP mehr sind für
Investoren ein schöner Pickup – zudem bei einem absolut sicheren
Emittenten.

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