Für die europäischen Anleger war es eine nette
Überraschung zum Wochenende: Der US-Aktienmarkt hat sich im Januar in
einem ausgesprochen positiven Zustand präsentiert. Mit 243000
zusätzlichen von den US-Unternehmen gemeldeten Jobs ist die
Konsensschätzung weit übertroffen worden. Die Arbeitslosenquote ist
auf ein Dreijahrestief von 8,3% gesunken. Und bei der Befragung der
privaten Haushalte, auf deren Basis die Berechnung der
Arbeitslosenquote ruht, ist sogar herausgekommen, dass im Januar
netto 847000 Amerikaner mehr in Lohn und Brot standen als im
Dezember. Das ist eine erstaunlich hohe Zahl.
Damit hat sich nun klar bestätigt, dass die konjunkturelle Lage in
den USA längst nicht so düster ist, wie sie noch vor dem
Jahreswechsel erschien. Die Arbeitsmarktzahlen dürften auch die
Zweifel zerstreuen, die zuletzt aufgrund einiger weniger positiv
ausgefallener US-Makrodaten entstanden waren. Und auch in Europa
dürfte der Optimismus der Anleger weiter zunehmen. Dies hat sich am
Freitag daran gezeigt, dass der Dax weiter zulegen konnte, und zwar
um immerhin 1,7% auf 6767 Punkte – trotz der bereits fast
schwindelerregenden Performance, die er seit Jahresbeginn gezeigt
hat. Der deutsche Leitindex ist seit Anfang Januar um sage und
schreibe 14,7% geklettert. Dies ist nicht nur der beste Auftakt seit
Einführung des Index im Jahr 1988. Es handelt sich sogar um das
bislang beste Jahr seit 1973 – solange brauchbare simulierte
Rückrechnungen für den Dax existieren.
Vom Jahrestief abgesetzt
Auch der Euro hat bislang profitiert. Er hat sich in den
vergangenen Handelstagen mit Kursen oberhalb von 1,32 Dollar wieder
deutlich vom bisherigen Jahrestief per Mitte Januar von 1,26 Dollar
gelöst (siehe Chart). Dass er am Freitag mit nur noch knapp über 1,31
Dollar eine gewisse Schwäche zeigte, sollte nicht beunruhigen: Die
amerikanischen Arbeitsmarktzahlen stützen kurzfristig, wie zu
erwarten war, eher die US-Devise.
Für die Eurozone sollten sich die Anleger allerdings darüber im
Klaren sein, das die Reaktionen an den Kapitalmärkten nicht allein
auf die sich aufhellende konjunkturelle Lage zurückzuführen ist.
Vermutlich ist der Effekt der gigantischen Liquiditätsspritzen der
Europäischen Zentralbank (EZB) stärker. Dafür spricht jedenfalls,
dass die aktuelle Saison der Quartalsberichte der Unternehmen
diesseits des Atlantiks nicht übermäßig positiv ausgefallen ist – was
die Aktienanleger aber derzeit kaum interessiert. Zu fragen ist also,
wie lange noch die Investoren die durchaus vorhandenen negativen
Faktoren komplett ausblenden. So ist es derzeit zwar denkbar, dass
der Dax bis auf 7000 Punkte oder sogar knapp darüber vorrückt. Ein
solches Niveau dürfte aber nicht nachhaltig sein. Die meisten
Analysten haben daher Dax-Kursziele für das Ende des ersten und des
zweiten Quartals von teilweise deutlich unter 7000 Punkten
postuliert. Und auch beim Euro rechnen die meisten Experten zumindest
für das erste Halbjahr nicht damit, dass dieser gegenüber dem
Greenback noch weitere und vor allem nachhaltige Bodengewinne
erzielt.
Griechenland belastet
In der gerade beendeten Handelswoche hatten der europäische
Aktienmarkt und die Gemeinschaftswährung auch von der Hoffnung
profitiert, dass die Beteiligung der Banken an der Umschuldung
Griechenlands festgezurrt werden kann. Da nun aber ein für den Montag
geplantes Treffen der EU-Finanzminister abgesagt worden ist,
erscheint eine schnelle Einigung als eher unwahrscheinlich.
EU-Diplomaten warnen bereits nachdrücklich, dass die Zeit abläuft.
Und selbst wenn es zu einer Einigung in den Verhandlungen kommt, ist
noch nicht klar, wie hoch die Quote ist, mit der beim Schuldentausch
mitgemacht wird. Der Erfolg der Umschuldung ist also auch nach einer
Einigung noch nicht sicher.
Zudem bereitet auch die immer größer werdende Finanzlücke
Griechenlands Sorgen. Statt 130 Mrd. Euro muss das zweite Hilfspaket
jetzt bis zu 150 Mrd. Euro schwer werden. Dies hat die Frage einer
Einbeziehung der EZB aufgeworfen, wobei sich die Notenbank aus
durchaus verständlichen Gründen dagegen sperrt.
Wenn sich die obersten Notenbanker der Eurozone am Donnerstag zur
Zinssitzung treffen, werden sie somit aller Voraussicht nach nichts
beschließen, das den Märkten weiteren Auftrieb gibt. Eine weitere
Zinssenkung gilt als unwahrscheinlich. Auch dürfte wohl noch nicht
ein dritter Langfristtender zum weiteren Ausbau der
Liquiditätsversorgung der Eurozone beschlossen werden. Es könnte am
Donnerstag höchstens Andeutungen in dieser Richtung geben, denn die
Versorgung der Realwirtschaft der Eurozone mit Krediten – eine
wichtige Größe, die die Zentralbanker im Blick haben – war zuletzt
nicht besonders üppig. Ob allein vage Hinweise auf einen weiteren
Tender ausreichen, um die Märkte anzutreiben, ist jedoch fraglich.
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