Um mehr als die Hälfte ist der Quartalsgewinn
der US-Investmentbank Goldman Sachs eingebrochen. Es wäre noch
schlimmer gekommen, hätten sich die Erwartungen der Analysten
bewahrheitet. Sie hatten mit rund der Hälfte des Quartalsgewinns von
908 Mill. Dollar gerechnet.
Ein großer Teil des Gewinnrückgangs ist der Vorzugsdividende für
die 5 Mrd. Dollar schwere Kapitalspritze von Warren Buffetts
Berkshire Hathaway geschuldet. Diese Last ist die Bank seit
vorgestern los. Bleibt aber in Jahresfrist immer noch ein operatives
Minus – am Vorsteuerergebnis festgemacht – von immerhin einem knappen
Viertel. Dabei schlägt wie bei anderen US-Banken das schwierige
Umfeld durch. Bei Handelsgeschäften für Kunden mit Kredit- und
Zinsprodukten, Währungen und Hypotheken wurden unterm Strich 2,3 Mrd.
Dollar weniger eingenommen als ein Jahr zuvor. An dieser Stelle tut
sich bei Goldman das größte Ertragsloch auf. Immerhin konnte die Bank
ihr Ergebnis in diesem Bereich im Vergleich zum vierten Quartal 2010
mehr als verdoppeln.
Die Bank hätte es bitter nötig, dass der Aufwärtstrend in ihrem
Kerngeschäft anhält. Denn sie steht mit einer Fülle von
Rechtsstreitigkeiten im Feuer. Für eine Einigung mit der
US-Wertpapieraufsicht SEC mussten 2010 schon 550 Mill. Dollar berappt
werden. Weitere Lasten von 3,4 Mrd. Dollar aus Klagen rund um die
Finanzkrise erscheinen der Bank nach eigenen Aussagen als „durchaus
wahrscheinlich“.
Goldman Sachs muss also operativ dringend vorankommen. Wo die
Reise bei den Erträgen hingehen sollte, zeigen der Bereich Investment
Management (Vermögensverwaltung) und das Emissionsgeschäft.
Zweistellige Zuwachsraten in der Vermögensverwaltung sind die
Belohnung dafür, dass man bei der Zusammensetzung der verwalteten
Assets ein gutes Händchen hatte. Dabei schwimmt die Bank im Trend
anderer US-Institute mit. Im Trend liegt aber auch das boomende
Anleihe-Emissionsgeschäft. Hier liegt die Bank mit ihrem Geschäft
richtig, wie das Startquartal zeigt.
Der Bank muss es aber auch gelingen, den Mitarbeiteraufwand zu
begrenzen. Die Mitarbeitervergütungen des ersten Quartals, die 5%
unter denen des ersten Quartals 2010 lagen, könnten ein Hinweis
darauf sein, dass dies glückt.
Gelingt es jetzt noch, sich von den Altlasten der Krise zu
befreien, kann Goldman auch mit dem im Vergleich zum Handel
risikoärmeren Emissions- und Vermögensverwaltungsgeschäft gut
verdienen – ohne den buffettschen Rettungsanker und ohne ständige
Rechtshändel.
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