Die Nachricht, dass China künftig eine
flexiblere Wechselkurspolitik betreiben wird, kann nicht überraschen.
Denn die People“s Bank of China hat die feste Ankoppelung des Yuan
gegenüber dem Dollar bereits Mitte 2005 aufgegeben. Dieser ist in den
folgenden zwei Jahren gegenüber dem Greenback auch mehr als 20%
erstarkt. Erst die globale Finanzkrise, die einen Einbruch der
chinesischen Exporte nach sich zog, stoppte die Aufwertung. Die
chinesische Regierung, die in Folge weiterhin bestehender Kontrollen
im Kapitalverkehr mit dem Ausland den Wechselkurs der Landeswährung
bestimmen kann, ließ dabei nie einen Zweifel daran, dass diese zur
Stützung der Ausfuhren ergriffene Maßnahme nur temporär sei.
Jetzt, da die Exporte erneut stark angezogen haben und
gleichzeitig über die Einfuhren Inflation importiert wird, will
Peking den Marktkräften in der Bestimmung des Wechselkurses zwar
nicht ganz freien Lauf lassen, aber immerhin größere Freiheiten
einräumen. Dabei ließ die jüngste Verlautbarung keine Zweifel daran,
dass die jetzt erwartete Aufwertung des Yuan gegenüber dem Dollar ein
nur gradueller Prozess sein wird. Amerikanische Politiker, die in den
vergangenen Wochen von Peking unter Androhung von
Wirtschaftssanktionen eine flexiblere Wechselkurspolitik verlangt
haben, dürften dabei enttäuscht werden. Selbst eine einmalige 2%-ige
Aufwertung ist dabei nicht vorgesehen.
Doch kommt Peking mit der gemächlichen Gangart durchaus auch
US-Interessen entgegen. Denn China will zukünftig nicht nur den
Wechselkurs flexibler gestalten, sondern auch den Yuan an einen
handelsgewichteten Korb von Währungen anbinden. Würde eine solche
Politik über Nacht eingeführt und dabei die zuletzt erlebte Schwäche
des Euro eingerechnet werden, würde der Yuan gegenüber dem Dollar
wahrscheinlich sogar deutlich abgewertet werden.
Protektionistische Stimmen im US-Kongress, die Präsident Barack
Obama seit Längerem zu einer härteren Gangart gegenüber China
drängen, würden eine solche Entwicklung wohl als offene
Kriegeserklärung Pekings empfinden. Das ist mit Sicherheit nicht der
Zweck der unverbindlichen Zentralbankverlautbarung vom Wochenende.
Vielmehr will die chinesische Regierung ihren Kritikern im Ausland
kurz vor dem G 20-Gipfel das sagen, was sie gerne hören wollen.
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