Ein Ergebniseinbruch im ersten Halbjahr von 100
Mill. Euro, rote Zahlen im zweiten Quartal. Das ist die Quittung für
Versäumnisse der Vergangenheit, die Media Markt/Saturn gestern
präsentierte. Dass die unerwartet schwache Geschäftsentwicklung an
der Jahresprognose des Mutterkonzerns Metro – zumindest vorerst –
nichts ändert, kann dabei nur ein schwacher Trost sein.
Doch auch wenn das seit Jahresbeginn amtierende
Geschäftsführungsduo Horst Norberg und Rolf Hagemann die Fehler beim
Namen nennt, ist das noch längst keine Gewähr für eine Trendumkehr.
Sicher, auf der Kostenschiene können Anpassungen vorgenommen werden,
die sich ziemlich schnell in den Ergebniszahlen niederschlagen.
Ausreichend dürfte dies gleichwohl nicht sein. Was fehlt – und das
nicht erst seit gestern -, ist die Anpassung des über Jahrzehnte
erfolgreichen Geschäftsmodells an das sich wandelnde Kaufverhalten
der Kunden.
Insbesondere den Zug ins Internet haben die Ingolstädter
verschlafen. Zwar soll Saturn im Oktober in Deutschland endlich
online gehen. Media Markt muss dagegen noch bis Januar 2012 warten.
Das heißt im Umkehrschluss, dass Media Markt im Weihnachtsgeschäft
2011 erneut ohne Online-Angebot dasteht. Dabei entscheidet das
Schlussquartal eines jeden Jahres im Handel über Wohl und Wehe.
Anders als bei einem reinen Internethändler steht Media/Saturn vor
der Aufgabe, das Online-Geschäft mit dem stationären Handel zu
verzahnen. Zwar ist Multichannel heute kein Fremdwort mehr, doch für
ein Unternehmen, dessen Erfolg auf Dezentralität fußt, ist das
Internet zweifelsohne eine Bedrohung.
Als seien die operativen Herausforderungen nicht schon groß genug,
liefern sich die Gesellschafter von Media Markt/Saturn auch noch
einen Streit, bei dem es nur Verlierer geben kann. Zwar beteuern
beide Seiten – Metro auf der einen und die beiden
Gründungsgesellschafter Erich Kellerhals und Leopold Stiefel auf der
anderen -, dass der vor Gericht ausgetragene Zwist keine Auswirkung
auf das operative Geschäft habe, Zweifel sind jedoch angebracht. Das
Gericht brachte es in der vergangenen Woche auf den Punkt: Die
Streitparteien müssen eine unternehmerische Einigung herbeiführen.
Stattdessen zeichnet sich ab, dass der Weg durch die Instanzen
beschritten wird. Damit einher geht eine operative Lähmung, denn
jedwede Entscheidung dürfte künftig wohl auf die lange Bank geschoben
werden.
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