Bei Daimler häufen sich die negativen
Schlagzeilen. Am Donnerstag gab der Konzern eine Gewinnwarnung für
das Pkw-Geschäft heraus. Jetzt wurde ein heftiger Konflikt mit dem
Betriebsrat über Produktionsanpassungen im vierten Quartal publik,
dessen Schärfe erstaunt.
Sicher, beim Absatz sind die Stuttgarter weiter auf Rekordkurs.
Und die Marke mit dem Stern hat 2012 von vornherein als Übergangsjahr
deklariert, weil hohe Investitionen und Aufwendungen für Forschung
und Entwicklung sowie Anlaufkosten neuer Modelle den Ertrag belasten.
Doch BMW und Audi vergrößern den Abstand zu Daimler im Hinblick auf
Absatz und Ertrag. In München und Ingolstadt hält man an den
bisherigen Vorhersagen fest.
Im Branchenvergleich ist die Daimler-Marge noch immer sehr
komfortabel. Und mit rückläufigen Absätzen bei auslaufenden
Modellreihen haben auch Konkurrenten immer wieder zu kämpfen. Doch
neben der konjunkturellen Entwicklung, die auf Dauer auch BMW und
Audi einholen dürfte und sich nun bei VW sowie Zulieferern wie Tognum
und Infineon bemerkbar macht, hat Daimler mit hausgemachten
Problemen, etwa in China, zu kämpfen. Dass offenbar auch ein Konflikt
mit den Arbeitnehmervertretern gesucht wird, spricht nicht gerade für
eine gute Stimmung im Unternehmen und schadet dem Image. Auch der
Aktienkurs leidet, weil wieder einmal die angepeilten Ziele nicht
erreicht werden.
Die Renditeziele für 2013 sind in Gefahr. Die Tendenz ist
rückläufig und Analysten haben schon seit längerem Zweifel, dass die
angepeilten Margen erreicht werden können. Das aber wäre für Daimler
mehr als peinlich, denn das Vertrauen der Märkte in den Stern würde
damit erneut enttäuscht.
Für Daimler-Chef Dieter Zetsche geht es um die Wurst. Er will
Daimler bis 2020 – er selbst ist dann längst nicht mehr dabei – zum
absatz-, umsatz- und ertragsstärksten Premiumanbieter machen. Der
Aufsichtsrat hat offenbar noch Vertrauen in den Mann mit dem
markanten Schnauzbart: Dem Vernehmen nach soll sein Ende 2013
auslaufender Vertrag als Daimler-Vorstandschef trotz der jüngsten
Gewinnwarnung noch einmal um drei Jahre verlängert werden. Der
erfolgreiche Start der neuen A- und B-Klasse gibt Hoffnung. Inwieweit
es Daimler gelingt, den Abstand zur Konkurrenz zu verringern, hängt
wesentlich vom Erfolg der facegelifteten E- und der neuen S-Klasse
ab, die beide 2013 kommen. Das wird die Stunde der Wahrheit für
Zetsche.
(Börsen-Zeitung, 26.9.2012)
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