Börsen-Zeitung: Sanfter Druck, Kommentar zu SAP von Sebastian Schmid

Erstmals mehr als 1,5 Mrd. Euro Cloud-Umsatz im
Quartal, konzernweit zweistelliges Erlöswachstum, die Marge im
Aufschwung, Kurz- sowie Mittelfristausblick angehoben und ein
Aktienkurs auf Rekordniveau. Selbst das in Teilen der Belegschaft
hochumstrittene Restrukturierungsprogramm von SAP kommt zügig voran.
Alles eitel Sonnenschein in Walldorf? Fast. Denn unter die Flut
positiver Nachrichten mischte sich am Mittwoch auch eine, die CEO
Bill McDermott und dem „besten Managementteam“, das dieser bei SAP
bisher erleben durfte, in Zukunft Ungemach bringen könnte.

Der aktivistische Hedgefonds Elliott, der unlängst bei
Thyssenkrupp Führungssturz und Aufspaltung mit vorangetrieben hat,
will künftig auch in Walldorf dafür Sorge tragen, dass man es sich
nicht allzu gemütlich macht. Als Elliott ihre 1,2 Mrd. Euro schwere
Beteiligung an SAP bekanntgab, schlug das Investmentvehikel des
US-Milliardärs Paul Singer zwar versöhnliche Töne an und lobte den
Vorstand. An einem Tag, an dem das eigene Investment 11 Prozent an
Wert zulegt, war allerdings auch nichts anderes zu erwarten.

Vor dem Sonder-Kapitalmarkttag, den SAP für November plant,
sollten sich McDermott und seine Mitstreiter aber genau überlegen,
welche Detailziele sie realistisch für erreichbar halten. Denn
Elliott dürfte künftig genau darüber wachen, dass diese getroffen
oder besser übertroffen werden. Der Hedgefonds wird vorerst damit
zufrieden sein, dass Zukäufe von nun an hintanstehen sollen und neben
stabil hohen Dividenden ein mehrjähriges Aktienrückkaufprogramm
geplant ist – auch wenn Finanzvorstand Luka Mucic sich auf dessen
Volumen noch nicht festlegen will. Die Ausschüttungssumme zu treiben
stand bei Elliott in der Vergangenheit hoch auf der Agenda. Und SAP
muss da offenbar nicht zum Jagen getragen werden.

Der Einstieg von Elliott ist ein weiteres Signal dafür, dass der
US-Hedgefonds sich an deutsche Konzerne heranwagt, die stabile
Ankeraktionäre haben – wie die Krupp-Stiftung bei Thyssen oder die
Gründer bei SAP. Ähnliches Ungemach wie dem Essener Industriekonzern
droht SAP in naher Zukunft zwar kaum. Das jüngste Quartal hat
gezeigt, dass die Walldorfer eine Wachstumsmaschine sind, die Rivalen
wie Oracle aktuell nicht schrecken können. Sanften Druck macht der
Hedgefonds dem Softwarekonzern aber dennoch schon einmal. SAP habe
das Potenzial, den Gewinn je Aktie bis 2023 auf 8,50 Euro zu
steigern, teilte Elliott mit. Das wäre mehr als doppelt so viel wie
2018.

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