Die Commerzbank verzinst die stille Einlage des
Bundes nicht, sie zahlt ihren Mitarbeitern 440 Mill. Euro „Boni“, und
Neukunden bucht sie 50 Euro Begrüßungsgeld aufs Girokonto. Leistungs-
und erfolgsabhängige Vergütungen und Startguthaben kommen, wenn man
so will, aus Steuergeldern. Das alles ist für manche Konkurrenten
lästig, und es mag aus ordnungspolitischer Sicht unbefriedigend sein.
Dennoch ist die politische Debatte darüber ebenso wie manche
Kritik von Wettbewerbern in Teilen scheinheilig. Die Commerzbank, die
andernfalls vor allem an der politisch gewollten Übernahme der
Dresdner Bank zugrunde gegangen wäre, ist 2008/09 mit
milliardenschwerer Hilfe der Steuerzahler gerettet worden – wie
manche andere Bank. Mal davon abgesehen, dass es für alle Beteiligten
und Betroffenen und nicht zuletzt für die öffentliche Hand unterm
Strich sicher nicht günstiger geworden wäre, diese Hilfe zu
unterlassen: Wenn die Entscheidung für die Stützung einer in
Schieflage geratenen Bank nun mal gefallen ist, impliziert das
zwangsläufig, dass diese Bank auch um Kunden werben und
wettbewerbsfähige, leistungsgerechte Gehälter zahlen muss. Sonst
hätte man sie abwickeln und ihr jegliches Neugeschäft verbieten
müssen. Nebenbei: Die „Boni“ erhalten auch 20000 Tarifangestellte.
Dass die Bedienung der stillen Einlage vom HGB-Abschluss abhängt und
eine ausgefallene Verzinsung nicht nachzahlbar ist, konnte von Anfang
an jeder wissen, der es wissen wollte. So war es mit dem
Rettungsfonds Soffin vereinbart, so hat es die EU genehmigt; der
Zinsausfall ist gewissermaßen Teil der Staatshilfe, aber als
Ausgleich für die daraus resultierende Wettbewerbsverzerrung zahlt
die Commerzbank ja einen hohen Preis in Form der ihr von Brüssel
verordneten Schrumpfkur.
Wer die Gelben jedoch permanent nur über die Lieblingsthemen
stille Einlage, variable Vergütung und Startguthaben wahrnimmt, der
handelt die Bank deutlich unter Wert. Martin Blessing & Co. haben
2010 im IFRS-Konzernergebnis einen Swing von 6 Mrd. Euro zurück in
die schwarzen Zahlen geschafft – ein Jahr früher als angekündigt. Sie
werden 2011 – ebenfalls ein Jahr eher als erwartet – eine erste Rate
in Milliardenhöhe an den Bund zurückzahlen. Und sie stellen in
Aussicht, der öffentlichen Hand für die ertraglose Zeit des
Engagements am Ende immerhin die Refinanzierungskosten zu erstatten.
Das darf man auch mal anerkennen.
(Börsen-Zeitung, 24.2.2011)
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de