Wenn einen noch etwas an der jüngsten
Hiobsbotschaft von Thomas Cook zu überraschen vermag, dann ist es der
Kursrutsch, den sie nach sich zog. Wer die Aktie des 177 Jahre alten
Reiseveranstalters zu diesem Zeitpunkt noch hielt, sollte sich
eigentlich darüber im Klaren gewesen sein, worauf er sich einließ.
Das Management informierte zwar nur scheibchenweise über die
bedauerliche Geschäftsentwicklung. Aber die Richtung war
vorgezeichnet: Schon Ende Juli hatten die charmanten Sonnyboys aus
der Chefetage die Anleger darauf eingestimmt, dass das um dies und
jenes bereinigte Betriebsergebnis am unteren Ende der bisherigen
Erwartungen hereinkommen wird. Das hätte 323 Mill. Pfund entsprochen.
Ende September rechnete die FTSE-250-Gesellschaft nur noch mit 280
Mill. Pfund. Der ungewöhnlich heiße Sommer habe dazu geführt, dass
sich viele Angebote nur mit starken Preisnachlässen verkaufen ließen.
Dem folgte der Abgang des Finanzchefs. Und nun sollen es nur noch
250 Mill. Pfund werden, unter anderem weil die sogenannten
Transformationskosten – die Kosten der Kostensenkungen – unterschätzt
worden waren.
Derart ungerechtfertigter Optimismus gehört, ebenso wie ein Hang
zur Selbstüberschätzung, zu den hausgemachten Problemen von Thomas
Cook. Das Unternehmen hat es bislang nicht geschafft, die
jahreszeitlichen Schwankungen seines Geschäfts zu mildern. Ein
Großteil des Gewinns wird in den Sommermonaten erwirtschaftet. Wenn
sich die Kundschaft bei sonniger Witterung für Baggersee statt
Benidorm entscheidet, verdunkeln sich die Geschäftszahlen merklich.
Umso mehr, wenn man im unerschütterlichen Glauben, den richtigen
Riecher zu haben, reichlich Hotelzimmer vorhält und die
Flugzeugflotte ausbaut.
Dabei verhalf die Erholung der Airline CEO Peter Fankhauser noch
zu einem halbwegs gesichtswahrenden Ergebnis. Leider spricht nicht
viel dafür, dass sie sich fortsetzen wird. Wie viele Wettbewerber
profitierte Thomas Cook von Faktoren, die sich dem Einfluss des
Unternehmens entziehen. Der Rivale Monarch Airlines meldete im
vergangenen Jahr kurz nach dem 50. Firmenjubiläum Insolvenz an.
Niedrige Spritpreise und die Marktbereinigung auf der europäischen
Kurzstrecke taten ein Übriges. Dieser Rückenwind lässt aber zusehends
nach. Die 2016 nach fünfjähriger Pause wieder eingeführten
Dividendenzahlungen wurden erneut ausgesetzt. Sie dürften nicht so
schnell wieder aufgenommen werden.
(Börsen-Zeitung, 28.11.2018)
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