Actavis hat ihre eigene Therapie. Während sich
die Pharmaindustrie seit geraumer Zeit keine Großfusionen mehr
verordnet und die Arzneimittelhersteller eher auf gezielte
Ergänzungen ihres Portfolios setzen, zeigt sich der weltweit
drittgrößte Anbieter von patentfreien Nachahmermedikamenten
(Generika) ausnehmend akquisitionshungrig. Für 25 Mrd. Dollar will
sich das Unternehmen mit Steuersitz Irland und Verwaltungssitz USA
nun die Spezialpharmagesellschaft Forest Laboratories einverleiben.
Nachdem Actavis erst Mitte vergangenen Jahres – damals in einem
transatlantischen Deal – für 8,5 Mrd. Dollar den Wettbewerber Warner
Chilcott schluckte, kommt der nun noch größere Deal überraschend.
Doch strategisch gleichen sich die Zukäufe. Actavis diversifiziert
sich vom reinen Generikakonzern zum Spezialpharmaanbieter.
Der US-Arzneimittelmarkt war anders als in Europa auch schon in
der Vergangenheit kein Dorado für die Generikafirmen generell. Hohe
Preisabschläge zum Originalwirkstoff waren die Regel bei hohem
Wettbewerb um die begehrten Substanzen. Der Druck hat mit den
staatlichen Kostensenkungen weiter zugenommen. Daneben wächst die
Einkaufsmacht der Krankenhäuser, Pharmagroßhändler und Versicherer,
denen nur große Arzneikonzerne die Stirn bieten können.
Mit dem Wandel von chemisch zu biotechnologisch hergestellten
Medikamenten stehen die Generikafirmen darüber hinaus vor der
Herausforderung, eigene Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten
aufbauen zu müssen. Mit dem Einstieg ins Segment der
verschreibungspflichtigen Markenprodukte holen sie sich diese
Expertise ins Haus und werden dem Anforderungsprofil der
Zulassungsbehörden gerecht. Willkommener Nebeneffekt dieser
Spezialtherapie sind die traditionell hohen Margen im Geschäft mit
forschungsintensiven Medikamenten.
Bemerkenswert ist, dass es Actavis gelingt, aktiv die eigene Aktie
als Akquisitionswährung einzusetzen. Der Erwerb von Warner Chilcott
war komplett als Sharedeal durchgezogen worden, bei Forest sind es
immerhin 70% des Volumens. Dem Management ist es gelungen, im Markt
für ausreichend Fantasie zu sorgen.
Forest war dagegen eher in der Defensivposition, die Aktie
dümpelte auch nach dem Einstieg des Investors Carl Icahn 2011 vor
sich hin. Doch jetzt konnte der Multi-Milliardär frohgemut twittern:
Gutes Ergebnis für alle Forest-Aktionäre – zeigt mal wieder, das
Aktivismus funktioniert.
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