Kommt Ihnen das nicht irgendwie bekannt vor?
Griechenland räumt ein, dass es Probleme bei der termingerechten
Einhaltung von Reformzusagen gibt. Europas Krisenland Nummer 1 muss
deshalb um die Auszahlung der nächsten Kredittranche aus dem
Euro-Schirm bangen. In einem anderen Problemstaat – dieses Mal ist es
zur Abwechslung Portugal – wackelt die Regierung, weil die internen
Spannungen über den richtigen finanzpolitischen Kurs angesichts
wachsenden Unmuts der Bevölkerung zunehmen. Währenddessen wird in
Zypern immer augenscheinlicher, dass es bei der praktischen Umsetzung
des in Nachtsitzungen zusammengezimmerten Abwicklungs- und
Sanierungsprogramms für die beiden Großbanken des Landes klemmt.
Das alles erinnert doch fatal an ähnliche Situationen der
vergangenen drei Jahre. Die Krise, die vor Weihnachten in Urlaub
gegangen und dann lang aus dem Sichtfeld von Investoren und
Steuerzahlern verschwunden war, ist zurück. Man fühlt sich wie im
Kino: Bruce Willis streift sich wieder mal sein Feinrippunterhemd
über, um in einer neuen Episode von „Stirb langsam“ eigentlich
aussichtslose Abenteuer zu bestehen.
Die Akteure an den Finanzmärkten sind beunruhigt und verstört.
Denn dieses Mal gibt es ein zusätzliches Problem: In Deutschland und
Österreich sind im September Wahlen – weder Kanzlerin noch Kanzler
dürften begeistert sein, den Wählern kurz vorher neue solidarische
Lasten zuzumuten. Vieles spricht darum für eine Vertagung von
Entscheidungen. Sei es, was die Schuldentragfähigkeit von Hellas
angeht oder ein Anschlussprogramm für Portugal – und etwaige
Nachverhandlungen für Zypern erst recht. Über „Portugal II“ wird
daher wohl frühestens im Herbst verhandelt. Und einen erneuten
Schuldenschnitt in Griechenland wird es wahrscheinlich selbst dann
nicht geben. Erstens träfe er die öffentlichen Gläubiger, zweitens
würde er einige Regierungen in ein haushaltsrechtliches Dilemma
stoßen.
Werden Europas Rettungsmanager trotzdem mit den Problemen fertig
werden? Mal schauen, die Chancen stehen im Grunde ganz gut. Denn
Athen und Lissabon behaupten, dass es zur Not reicht, wenn frisches
Geld vom Rettungsschirm erst im Oktober fließt. Zudem gelten
zumindest die technischen Probleme als lösbar. Und nicht zuletzt
haben Europas Rettungsmanager im Laufe der Krisen an Erfahrung und
Gelassenheit gewonnen. So wie Bruce Willis. Dem wachsen selbst in
brenzligen Situationen keine grauen Haare mehr.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de
Weitere Informationen unter:
http://