Den großen Telekomkonzernen ist gerade ihr
wichtigster Hoffnungsträger abhandengekommen. Das mobile Internet
sollte Stagnation und Schrumpfung in anderen Geschäftsfeldern nicht
nur ausgleichen, sondern Wachstum ermöglichen. Die niederländische
KPN demonstriert mit ihren jüngsten Geschäftszahlen, dass sich die
enorme Zunahme des mobilen Datenverkehrs keineswegs in einem höheren
Erlös widerspiegeln muss. Offenbar haben sich die Parameter für das
Marketing-Modell geändert, auf das die Branche gesetzt hat. In der
Mathematik heißt das Strukturbruch.
Geändert hat sich vor allem das Verbraucherverhalten. Je mehr
Verbraucher ein Smartphone mit Internetanbindung besitzen, desto
weniger werden sie sich mit SMS oder MMS (Multimedia Messaging
Service) aufhalten. Schließlich ist das Verschicken von E-Mails mit
Bildanhang durch Daten-Flatrates ebenso abgegolten wie die Nutzung
von Kurznachrichtendiensten wie WhatsApp für das iPhone von Apple.
Und auch über Internetangebote wie Facebook oder Twitter kann man
sich unterwegs seinen Freunden und Bekannten mitteilen.
Der Abschied von der margenstarken SMS, der nach knapp 20 Jahren
in greifbare Nähe rückt, ist aber erst der Anfang vom Ende der
Wachstumshoffnung mobiles Internet: Technisch versierte Verbraucher
können bereits ohne Aufpreis vom Smartphone aus kostenlose
Internet-Telefoniedienste wie Skype nutzen.
Der von den Telefongesellschaften durch subventionierte Geräte für
Vertragskunden mitfinanzierte Siegeszug der mobilen
Hochleistungsrechner im Westentaschenformat wird ihnen nicht die
erhofften Umsätze bringen. Längst hat sich der Preiskampf, der im
Festnetz schon seit langem tobt, auf das mobile Internet ausgeweitet.
Versuche, den uneingeschränkten Datenverkehr zum Schnäppchenpreis
wieder einzuschränken, stoßen nicht nur auf wenig Gegenliebe bei den
Verbrauchern, es gibt auch immer Wettbewerber mit günstigeren
Angeboten.
Kein Wunder, dass KPN rückläufige Erlöse im Mobilfunkgeschäft auf
dem Heimatmarkt beklagt und einen verhalteneren Ausblick auf die
Gewinnentwicklung gibt. Auch die skandinavische TeliaSonera hat
Anfang der Woche ihre Umsatzprognose für das Gesamtjahr gesenkt. Im
ersten Quartal war der Erlös des Konzerns überraschend geschrumpft.
Man darf gespannt sein, wer als Nächstes seine Prognosen zurückzieht.
Die Quartalsberichterstattung der europäischen Telekomkonzerne hat
eben erst begonnen.
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