Die Volkswirtschaften der industriellen
Schwellenländer sind spätestens seit dem Ausbruch der Finanzkrise
2008 zum Wachstumsmotor der Weltwirtschaft geworden. Dieser Megatrend
hält bereits seit geraumer Zeit an und ist durch den anhaltenden
Schwächezustand vieler der alten Industriestaaten lediglich noch
verstärkt worden.
Kraft verleihen den jungen Wachstumsmärkten die günstigen
demografischen Strukturen, die gesunden Staatsfinanzen und vor allem
auch der rasant wachsende Handel zwischen den Schwellenländern
selbst. Daran ändert auch die an Fahrt gewinnende Teuerung nichts.
China, dessen Inflationsrate im Mai 5,5% erreicht hat, hat mit einer
erneuten Heraufsetzung der Mindestreserven auf 21,5%, die Geldhäuser
bei der Notenbank hinterlegen müssen, weiter auf die Konjunkturbremse
gedrückt. Doch damit dürfte das kräftige Wachstum nicht zum
Stillstand kommen, sondern nur auf ein nachhaltigeres Tempo gebremst
werden.
Der langfristige Megatrend, der für die Schwellenländer angesichts
ihrer inhärenten Stärken für die kommenden Jahrzehnte einen
Turbowachstumskurs vorzeichnet, dürfte trotz der kurzfristigen
Abkühlungsmaßnahmen ungebrochen weitergehen. Maßgeblich dafür
verantwortlich ist der zunehmend an Bedeutung gewinnende
Süd-Süd-Handel, der die Schwellenländer in den kommenden Jahrzehnten
ebenso verändern wird, wie das in der zweiten Hälfte des vergangenen
Jahrhunderts auf die traditionellen Industriestaaten zutraf. Sie
bauten in diesem Zeitraum gegenseitige Handelshemmnisse und
Beschränkungen im internationalen Kapitalverkehr schrittweise ab, was
ein Anziehen von grenzüberschreitendem Warenaustausch und
Investitionen nach sich zog.
Eine Studie der Asiatischen Entwicklungsbank (ADB) kommt zum
Schluss, dass dieser Prozess jetzt beschleunigt auch in den jungen
Entwicklungsländern stattfindet. Bereits heute sind die
Hauptabsatzmärkte von Staaten wie Südkorea, Indien oder Brasilien
Schwellenländer. Allein zwischen 1990 und 2009 ist deren Anteil am
globalen Handel von 7 auf 17% gestiegen. Auch fließen heute
ausländische Direktinvestitionen mehrheitlich in die jungen
Wachstumsmärkte. Sie sind damit weit weniger von den alten
Industriestaaten abhängig als noch vor einem Jahrzehnt. Sollte der
Trend nicht durch nicht voraussehbare Ereignisse wie flächendeckende
Kriege oder Pandemien gebrochen werden, dürften die Schwellenländer
bereits 2050 mehr als die Hälfte der globalen Wirtschaftsleistung
erbringen.
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