Börsen-Zeitung: Überraschungscoup, Kommentar zur Annahmequote der Aktiendividende der Deutschen Telekom, von Heidi Rohde.

Die Deutsche Telekom hat die Unkenrufe Lügen
gestraft. Obwohl der Bund als Großaktionär Bares nimmt und auch die
staatseigene KfW durchblicken ließ, zumindest einen Teil der ihr
zustehenden Ausschüttung für 2012 in bar kassieren zu wollen, hat das
Angebot einer Aktiendividende bei den Anteilseignern der Telekom
großen Anklang gefunden. Eine Annahmequote von 38% der
anspruchsberechtigten Aktien ist für ein hierzulande erstmals
eingesetztes Instrument der Aktionärsvergütung ein Erfolgsergebnis,
das geeignet ist, Nachahmer auf den Plan zu rufen.

Die Telekom darf die Bereitschaft der Investoren zur Reinvestition
der Dividende ins Unternehmen zudem als Vertrauensbeweis für ihre
Strategie werten, mit der sie den Anlegern nach jahrelangem Druck auf
Umsatz und Ergebnis vom kommenden Jahr an eine sukzessive Trendwende
versprochen hat. Denn mit einem Abschlag von 2% hat die Telekom mit
dem Bezugspreis keinen sonderlich großen Anreiz für die
Aktiendividende geschaffen. Die Investoren, die sich gleichwohl dafür
entschieden haben, müssen in der T-Aktie offenbar Kurspotenzial sehen
und dies als Chance, sich vergünstigt einzudecken. Immerhin wird das
Papier von einigen schwelenden Hoffnungswerten gestützt: Zum einen
durch das anstehende IPO der britischen Tochter, zum anderen wegen
der sich abzeichnenden Entwicklungschancen in den USA.

Dieser Optimismus scheint im internationalen Aktionariat der
Telekom, wo rund 60% des Kapitals liegen, stärker verankert zu sein
als bei inländischen Adresse. Zumindest hatten deutsche
Institutionelle ebenso wie Kleinaktionäre zuvor eine Präferenz für
die Barausschüttung erkennen lassen. Regionale Unterschiede mögen von
hauseigenen Zwängen – etwa bei Fonds, die selbst Barausschüttungen
vornehmen – abgesehen, auch mit unterschiedlichen Gepflogenheiten
zusammenhängen. So gilt bei US-Aktionären die Reinvestition von
Gewinn verbreitet als akzeptabel, während angelsächsische Anleger
traditionell als cash-orientiert bekannt sind.

Hinzu kommt aber, dass die Investoren auch die Erfahrungen von
Telefónica ins Kalkül gezogen haben dürften. Als die Spanier die
Dividende für 2011 teilweise in Aktien anboten, lag die Annahmequote
bei fast 60% – allerdings sprachen hier steuerliche Vergünstigungen
mit. Dennoch haben die Anleger, die daraus auf einen gewissen Erfolg
des Telekom-Angebots geschlossen haben, wohl die Notwendigkeit
gesehen, ihrerseits auch an der Sachdividende teilzunehmen, um nicht
zu riskieren, von einer Verwässerung durch andere betroffen zu sein.

(Börsen-Zeitung, 11.6.2013)

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