Eingedenk der gerne kolportierten Behauptung,
die Landesbank Berlin (LBB) sei im Kern doch eigentlich eine
Sparkasse – gemessen an der Zahl von 2 Millionen Kunden sogar die
allergrößte hierzulande -, weist das Institut ein „leicht“
überdimensioniertes Exposure auf: jede Menge Griechenland, Italien,
Spanien etc. Das sieht eher nach Investmentbank aus. In Wirklichkeit
ist die LBB eben beides und noch viel mehr: Großkundenbank,
Immobilienfinanzierer (BerlinHyp), Vermögensverwalter (LBB Invest)
und zunehmend auch Dienstleister vieler anderer Sparkassen.
Also eine Universalbank. Dementsprechend machen die Finanz- und
die Staatsschuldenkrise keinen Bogen um Berlin. Und deshalb ist jetzt
schon fast ein Viertel des stolzen Kaufpreises von 5,5 Mrd. Euro
verfrühstückt, den die Sparkassen 2007 für die LBB gezahlt hatten,
nicht zuletzt um privaten Erwerbern zuvorzukommen und eine
sparkassenfreie Zone Berlin zu verhindern. Eine Dividende gibt es
auch nicht, doch die Refinanzierungskosten der Sparkassen für ihr
Engagement laufen weiter – äußerst ärgerlich. Was tun? Die LBB gehört
den Sparkassen bald komplett, die DekaBank haben sie schon voll
übernommen – für Sparkassenpräsident Heinrich Haasis Anlass, über
„strukturelle Anpassungen“ nachzudenken. Derselbe Haasis hatte noch
im März jegliche Synergien zwischen Deka und LBB bestritten; ein
Zusammengehen ergebe schon gar keinen Sinn.
Lehrt nun die Not, doch zu fusionieren? Nachdem die Konsolidierung
unter den Landesbanken angeblich fast immer an den Bundesländern als
Miteigentümern gescheitert ist, könnten die Sparkassen hier endlich
einmal zeigen, welche großen Würfe möglich sind, wenn sie allein das
Sagen haben. Die Überschneidungen, die nun auch Haasis entdeckt hat,
sind ja auf den ersten Blick evident. Sich Doppelstrukturen zu
leisten ist aber schon in guten Zeiten Luxus und
betriebswirtschaftlicher Unfug. Und in Krisenzeiten?
Doch bevor die Fusionsfantasie überschäumt: Es lohnt ein zweiter
Blick. Wenn zweimal „Kapitalmarktgeschäft“ draufsteht, muss nicht
zweimal genau dasselbe drin sein. Das Gleiche gilt fürs
Fondsgeschäft. So bedienen Deka und LBB Invest mit sehr
unterschiedlichen Produkten sehr unterschiedliche Zielgruppen. Ja,
Synergien lassen sich ganz gewiss heben; das wird Kapazitätsabbau
bedeuten und auch Arbeitsplätze kosten. Aber falls schon jemand von
einem flotten Zusammenschieben der beiden Sparkassen-Banken zu einer
„Deka-LBB“ träumen sollte: bitte aufwachen! Bis dahin wird noch viel
Wasser den Main und die Spree runterfließen.
(Börsen-Zeitung, 2.12.2011)
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