Börsen-Zeitung: Versteckter Freihandel / Kommentar von Julia Wacket zur Neuauflage des nordamerikanischen Freihandelsabkommens

USMCA: Bitte was? Dürften sich viele Beobachter
fragen, wenn sie den Namen des neuen „USA-Mexiko-Kanada Abkommens“
lesen. Zumindest von der Namensgebung unterscheidet sich das Abkommen
deutlich von seinem Vorgänger „nordamerikanisches Freihandelsabkommen
Nafta“. Das Wort Handel, geschweige denn Freihandel, kommt nicht mal
mehr im Namen vor. US-Präsident Donald Trump wollte seinen Wählern
das Abkommen als komplette Neuüberholung präsentieren – namentlich
hat er das geschafft. Doch wenn man in die Details schaut, hat USMCA
zum Glück noch sehr viel mit Freihandel und auch mit seinem Vorgänger
Nafta gemeinsam.

USMCA – oder Nafta 2.0 – sieht weiter den zollfreien
Warenverkehr zwischen Kanada, Mexiko und USA vor, und dank dem
Beharren Kanadas ist auch das Streitbeilegungsverfahren Teil des
Abkommens geblieben. Die Wertschöpfungsketten Nordamerikas wurden
weiter ausgebaut, wenn auch zum Teil zu Lasten der globalen
Wertschöpfungsketten. Auch sonst wurden Handelsbarrieren, wie in
Kanadas geschütztem Milchmarkt, eher abgebaut, statt dass neue
Barrieren errichtet wurden. USMCA ist somit ein gutes Ergebnis für
den Freihandel, und auch ein gutes Ergebnis für Trump, der auf die
Art fünf Wochen vor den wichtigen Midterm-Kongresswahlen einen Sieg
verbuchen konnte.

USMCA bietet aber noch weitere wichtige Erkenntnisse: Erstens,
dass auch kleine Veränderungen bei Handelsdeals mit Trump einen
großen Unterschied machen können, so lange der US-Präsident diese
als Sieg verkaufen kann. So können hoffentlich noch viele
Handelskonflikte vermieden werden. Zweitens, dass Trumps Kurs zur
Rundumerneuerung des weltweiten Handelssystem an Fahrt gewinnt. Erst
letzte Woche unterzeichnete er ein Abkommen mit Südkorea und
vereinbarte Handelsgespräche mit Japan. Das Trumpsche Prinzip lautet
„teile und herrsche“. Indem er einen Handelskonflikt nach dem
nächsten anzettelt, will er bilateral Zugeständnisse erreichen. Sogar
die EU, die immer ihre multilateralen Absichten hervorhebt, ließ
sich darauf ein. Drittens, die weltweite Handelsgemeinschaft hat
nach wie vor keine Antwort auf den Trumpschen Protektionismus
gefunden, außer ihren Bekenntnissen, das multilaterale Handelssystem
reformieren zu wollen. Gerade diese Initiativen sollte sie jedoch
verstärken, statt sich weiter auf bilaterale Deals mit Trump
einzulassen. Insbesondere weil im gefährlichsten Handelskonflikt von
allen – dem zwischen USA und China – die Zeichen nach wie vor auf
Eskalation stehen.

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