Der tschechische Braunkohle-Milliardär Daniel
Kretinsky greift nach der Metro. Eine Komplettübernahme durch den
neuen Haupteigentümer ist nicht ausgeschlossen. Die Käufer der
Metro-Aktienpakete – die vergleichsweise unbekannten tschechischen
Energie- und Industrie-Investmentgesellschaften EP Global und EP
Investment – werden beide von denselben Großaktionären kontrolliert,
mit Kretinsky an der Spitze.
Sollten sowohl der Duisburger Familienkonzern Haniel, dessen
Metro-Paket am Freitag 980 Mill. Euro wert war, als auch der
Elektronikhändler Ceconomy alle ihre Metro-Aktien abgeben, würde
Kretinsky über seine beiden Gesellschaften insgesamt etwas mehr als
30 Prozent an der Metro halten. Damit wäre die Schwelle
überschritten, ab der ein Übernahmeangebot für das gesamte
Unternehmen unterbreitet werden muss. Investoren halten das Szenario
schon für so wahrscheinlich, dass der Metro-Kurs 20 Prozent nach oben
sprang.
Eines ist klar: Haniel-Chef Stephan Gemkow, seit 2012 im Amt, hat
die Notbremse viel zu spät gezogen. Heute liegt der Börsenwert der
Metro nur noch bei 4,8 Mrd. Euro. Das Timing des Anteilsverkaufs
erscheint damit arg schlecht: Noch im Februar 2018 war der Konzern um
fast die Hälfte mehr wert. Die Frustration bei Haniel muss nach 50
Jahren der Beteiligung an dem Lebensmittelgroßhändler inzwischen sehr
groß sein – ebenso wie beim zweiten Metro-Aktien-Verkäufer, der
Ceconomy, die aber erst seit der Abspaltung der Metro vor einem Jahr
im Besitz der Aktien war. Der Nettoverlust von Ceconomy verdoppelte
sich im dritten Quartal aufgrund der Metro-Wertkorrektur auf mehr als
100 Mill. Euro.
Weniger offensichtlich ist, wie der neue Haupteigentümer Kretinsky
eine etwaige Komplettübernahme der Metro, deren Freefloat bei 47
Prozent liegt, finanzieren würde und was er danach vorhätte. Zu dem
Handelsriesen gehört neben einem Netz von 760 Großmärkten in
Deutschland, Europa und Asien auch die Supermarktkette Real. Probleme
in Russland drückten zuletzt den Umsatz und den Gewinn.
Kretinsky will als Metro-Aktionär eine „positive Rolle“ spielen
und die künftige Entwicklung des Konzerns unterstützen. Den Kauf
weiterer Anteile schließt er nicht aus. Das Ziel dürfte ein
Strategiewechsel sein. Ähnlich wie der schwedische Finanzinvestor
Cevian bei Thyssenkrupp wird Kretinsky wohl bei der Metro nicht
passiv bleiben, sondern versuchen, bisher verborgenes Wertpotenzial
zu heben, das er zu erkennen glaubt. Metro-Chef Koch muss sich also
bald auf Ideenkonkurrenz einstellen.
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