Gerüchte um eine Zerschlagung des Baukonzerns 
Hochtief gibt es mindestens seit 2004 – seit dem Ausstieg des 
langjährigen Großaktionärs RWE. Auch der spanischen ACS, die 2007 für
1,2 Mrd. Euro ein Viertel der Hochtief-Aktien erworben hatte, wurde 
schon nachgesagt, nur am US-Geschäft der Deutschen und der lukrativen
Mehrheitsbeteiligung an der ebenfalls börsennotierten Leighton aus 
Australien interessiert zu sein.
   Hintergrund der Spekulationen war immer auch die niedrige 
Börsenbewertung von Hochtief. Diese entsprach häufig gerade einmal 
dem Marktwert der Leighton-Beteiligung. Nicht ohne Grund hat Hochtief
im vergangenen Jahr versucht, ihre Tochter Concessions an die Börse 
zu bringen. Die Transaktion sollte auch die Werte des Konzerns noch 
einmal offenlegen.
   Das öffentliche Angebot, das der Großaktionär ACS nun angekündigt 
hat, dürfte kurzfristig kaum Auswirkungen auf die Macht- und 
Konzernstrukturen von Hochtief haben. Die Offerte bietet den übrigen 
Anteilseignern gerade einmal den gesetzlich vorgeschriebenen 
Mindestpreis. Es gibt insofern keinen Anreiz für die 
Hochtief-Aktionäre, auf den spanischen Lockruf einzugehen.
   Es ist dennoch kaum zu erwarten, dass der Konzern seine magere 
Offerte noch einmal aufstocken wird. Denn ACS taktiert. Es geht 
zurzeit nur darum, den Anteil von heute 29,9% mit dem Kauf von ganz 
wenigen Aktien über die 30%-Schwelle zu hieven. Danach könnte ACS 
ohne den Druck eines Pflichtangebots weitere Schwächephasen im Markt 
ausnutzen und sich ganz langsam in Richtung einer Mehrheitsübernahme 
bewegen. ACS erwirtschaftet zurzeit erst jeden vierten Euro außerhalb
des kriselnden Heimatmarktes. Mittelfristig soll der Auslandsanteil 
am Umsatz auf 50% steigen, und Hochtief ist hierfür als die richtige 
Plattform auserkoren.
   Ob die spanischen Manager aber den Geschäftsbericht von Hochtief 
gründlich studiert haben? Dann werden sie wissen, dass es im Konzern 
nur so von Change-of-Control-Klauseln wimmelt. Die 
Rahmenkreditverträge und Aval-Vereinbarungen des MDax-Konzerns 
enthalten solche Bestimmungen; ein Großteil der Airport-Sparte wäre 
betroffen, ebenso die vielen langfristigen Geschäfte mit der 
öffentlichen Hand (PPP). Die Übernahme- und Zerschlagungsfantasien in
Madrid sollte das deutlich dämpfen.
Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069–2732-0
www.boersen-zeitung.de