Branchenausblick: Das bewegt Finanzinstitute 2023

Für das Jahr 2023 sieht FORT.SCHRITT drei maßgebliche Entwicklungen, die die Finanzbranche beschäftigen werden:

1. Online-Angebote weiter vorantreiben – Kundennähe beibehalten

Die Ausdünnung des Filialnetzes von Banken und Sparkassen schreitet weiter voran, zuletzt zusätzlich angetrieben durch die Energiekrise. „Trotz der reduzierten Anlaufstellen vor Ort darf aber die Kundennähe nicht verloren gehen. Deshalb müssen Finanzinstitute ihr Online-Angebot noch stärker auf die Wünsche und Bedürfnisse ihrer Kunden ausrichten und sich dabei an der Customer Journey orientieren“, sagt Keil-McCoy. Hierbei kommt es vor allem darauf an, die Finanzprodukte in die kundenorientierten Kanäle wie Website oder App zu integrieren. „Vor dem Hintergrund der hohen Inflation und steigender Kreditzinsen müssen die Institute zudem das Kundenvertrauen erhöhen und die Kunden in diesen herausfordernden Zeiten mit passgenauen Lösungen unterstützen“, so Keil-McCoy weiter.

2. Nachhaltigkeit forcieren: EU-Taxonomie als verbindliches Regelwerk

Mit der EU-Taxonomie legt die EU-Kommission verbindliche Standards für nachhaltiges Wirtschaften fest – das gilt auch für Finanzinstitute. Diese müssen anhand eines Nachhaltigkeits-Reportings offenlegen, inwieweit sie ihr Handeln nach den Kriterien der Taxonomie ausrichten. Seit dem 1. Januar 2022 ist dies bei den Zielen „Klimaschutz“ und „Anpassung an Klimawandel“ bereits meldepflichtig. Keil-McCoy: „Die erforderlichen Anpassungen für die ersten beiden Ziele sind größtenteils noch nicht abgeschlossen, die Institute haben also bisher noch nicht viel Erfahrung mit der Umsetzung sammeln können. Ab dem kommenden Jahr müssen sie sich aber schon den weiteren vier Kriterien annehmen und klären, wann welche Informationen erhoben werden müssen, wer das tut und wie sie die Informationen auswertbar und vorlegbar aufbereiten können.” Und weiter: „Viele Institute stehen somit vor der Herausforderung, die entsprechenden Vertriebsprozesse auf alle sechs Ziele hin zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Das erfordert eine Menge an fachlichen und zeitlichen Ressourcen.”

3. 2023 – das Jahr der (LBS-)Fusionen
Auch 2023 wird es in der Branche wieder zahlreiche Fusionen geben, insbesondere die Landschaft der Landesbausparkassen wird sich dadurch maßgeblich verändern: Während es aktuell noch acht Institute gibt, wird sich diese Anzahl Ende nächsten Jahres durch den Zusammenschluss der LBS West und LBS Nord, der LBS Bayern und LBS Südwest sowie der möglichen Vereinigung von LBS Ost und LBS SSH auf fünf beziehungsweise sechs Organisationen reduzieren. Die Fusionen erfordern die Vereinheitlichung von enormen Unterschieden in den Organisationen und den (IT-)Prozessen, insbesondere in Bezug auf den Vertrieb und das Produktangebot. Keil-McCoy: „Die Häuser müssen Prozesse und Strukturen jetzt prüfen und gegenüberstellen. Dabei dürfen sie das Tagesgeschäft nicht aus den Augen verlieren, welches gerade in Zeiten steigender Bauzinsen besonders herausfordernd ist.“