Bürgschaftsbank auch in konjunkturell guten Zeiten gefragt

Kiel, 7. Mai 2015
Die Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein (BB-SH) hat im vergangenen Jahr 505 Unternehmen (Vorjahr: 499) mit 541 Bürgschaften begleitet. Das Volumen der Bürgschaften und Garantien liegt auf einem 5-Jahres-Hoch und betrug 2014 insgesamt 69,5 Mio. Euro – rund 6,1 Prozent mehr als 2013. Außer dem Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen hat kein anderes Bundesland bei seiner Bürgschaftsbank eine prozentual so große Steigerung zu verzeichnen. „Diese positive Bilanz ist umso erfreulicher, wenn man sie vor dem Hintergrund des sehr guten Finanzierungsumfeldes aus niedrigen Zinsen und hoher Kreditvergabebereitschaft der Banken und Sparkassen betrachtet“, sagte Hans-Peter Petersen, Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein, bei der Vorstellung der Jahresbilanz des Förderinstituts.

„Absicherung und Know-how – diese Mehrwerte unserer Bürgschaften schätzen die Kreditinstitute ebenso wie die Unternehmen. Ohne den Baustein Bürgschaft bzw. Garantie würden zahlreiche wichtige Investitionsvorhaben im Land nicht zustande kommen“, erklärte der Geschäftsführer der BB-SH in Kiel. Mit insgesamt 48,9 Mio. Euro ist der Anteil der Bürgschaften für Investitionen weiter auf hohem Niveau und stieg gegenüber 2013 um rund 3 Prozent. Gemeinsam mit anderen Finanzierungsmitteln von Kreditinstituten und Beteiligungsgesellschaften wurde dadurch ein Investitionsvolumen in Höhe von 245 Millionen Euro ermöglicht. Die durchschnittliche Summe pro Bürgschaft lag mit 135.000 Euro über der des Vorjahres (128.000 Euro). Der bundesweite Wert liegt bei 161.000 Euro. „Es ist Beleg dafür, dass wir die in Schleswig-Holstein überdurchschnittlich stark vertretenen kleinen und mittelständischen Unternehmen erreichen und diesen den Weg zum Kreditmarkt erleichtern“, so Petersen.

Existenzgründungen
Deutlich über dem Vorjahr liegt auch die Anzahl der begleiteten Existenzgründungen. Sie ist erstmals nach drei Jahren wieder gestiegen. Mit 165 Zusagen konnte das Vorjahresergebnis um gut 9 Prozent gesteigert werden. Das Bürgschaftsvolumen liegt mit 21,2 Mio. Euro leicht über dem Vorjahresniveau. Zwei Drittel davon wurden für den Bereich Unternehmensnachfolge genutzt. „Die Tatsache, dass jedes übernommene Unternehmen im Durchschnitt mehr als 14 Arbeitsplätze bietet, zeigt die gute Wirkung der Bürgschaftsbank für unser Land“, betonte Petersen.

Dienstleistungen sowie Groß- und Außenhandel mit deutlichen Zuwächsen
Im Vergleich der geförderten Branchen liegt das Handwerk mit einem Fördervolumen von 13,9 Mio. Euro weiterhin auf Platz 1 (2013: 16 Mio. Euro). Doch die stärksten Zuwächse gab es in zwei anderen Branchen : Bei den Dienstleistern stiegen die Bürgschaftsbeträge um 3,6 Mio. Euro von 4,71 Mio. Euro auf 8,31 Mio. Euro. Das entspricht einer Steigerung um gut 75 Prozent. Der Zuwachs im Groß- und Außenhandel lag bei knapp 50 Prozent (eine Steigerung von 5,86 Mio. Euro auf 8,69 Mio. Euro).

Kreis Segeberg mit stärkstem Bürgschaften-Zuwachs
Stark aufgestellt ist die BB-SH nicht nur in den Städten, sondern vor allem auch in der Fläche. Spitzenreiter beim Bürgschaftsvolumen ist Flensburg – einschließlich des Kreises Schleswig-Flensburg – mit 10,4 Mio. Euro, gefolgt vom Kreis Segeberg mit 8,8 Mio. Euro und Nordfriesland mit 8,7 Mio. Euro. Die deutlichsten Steigerungen beim Bürgschaftsvolumen konnten der Kreis Segeberg (von 5,5 Mio. Euro im Jahr 2013 auf 8,8 Mio. Euro in 2014) und Kiel (von 3,3 Mio. Euro auf 6,0 Mio. Euro) verzeichnen. In Lübeck stiegen die Bürgschaftsbeträge von 3,7 Mio. Euro auf 4,4 Mio. Euro. „Wir tragen mit unseren Bürgschaften dazu bei, dass Arbeitsplätze in der Fläche erhalten bleiben und die Infrastruktur gestärkt wird“, sagte Dr. Gerd-Rüdiger Steffen, weiterer Geschäftsführer der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein (BB-SH). Geschaffen und gesichert werden konnten mit Hilfe der Bürgschaften 10.310 Arbeitsplätze (2013: 10.016 Arbeitsplätze) – darunter sind 822 neue Arbeitsplätze.

Bürgschaftsbeispiel: Swoboda Fahrzeugkultur
Ein Beispiel dafür, wie die BB-SH mit ihren Bürgschaften erfolgreich dazu beiträgt, Unternehmen zu stärken, ist die Swoboda Fahrzeugkultur in Kalleby (Kreis Schleswig-Flensburg). Jürgen Swoboda, Inhaber des Fachbetriebs für Fahrzeugrestaurierung, setzt sich mit Leidenschaft dafür ein, Oldtimer in ihrer Originalität zu bewahren oder sie in ihren ursprünglichen Zustand zurückzuversetzen. Lange Zeit wurden Autos mit neuen Materialien restauriert, ohne Rücksicht auf Authentizität. Das ist bei Swoboda anders. Mit Sorgfalt und Liebe zum Detail bringen er und sein Team Klassiker mit Einsatz traditioneller Werkstoffe wieder in Fahrt. Einen Mercedes-Benz Roadster aus dem Jahr 1929 restaurierte er für einen Kunden zum Beispiel so geschickt, dass der Wagen bei einer Auktion in London für stolze zwei Millionen Euro versteigert wurde. Hinter dieser Leistung verbirgt sich enormer Einsatz: Vier Jahre und insgesamt 6000 Arbeitsstunden steckte das Team in das Liebhaberstück auf vier Rädern. Mit zum Geschäft gehört auch der Fahrzeughandel. Die guten internationalen Kontakte führen dabei immer wieder zu hochwertigen Klassikern, die oft nicht auf dem Markt angeboten werden. Ein Ersatzteillager und die „Butike“ mit Fahrerbrillen, edlen Handschuhen und Jacken runden das Angebot ab. Kein Zweifel: Swobodas Unternehmergeist und sein solides Handwerk erhalten Werte langfristig.

„Gutes Miteinander – das bedeutet echter Norden“
„Zu unserer positiven Bilanz beigetragen hat sicher unsere gute Vernetzung mit den Banken und Sparkassen sowie Kammern und Verbänden im Land“, erklärte Dr. Steffen. Belege dafür sind die enge Zusammenarbeit mit anderen Förderinstituten wie der IB.SH oder der MBG und der große Zuspruch der Seminare, die die BB-SH für die Kreditsachbearbeiter der Hausbanken und Institute seit vier Jahren regelmäßig veranstaltet. Allein 2014 haben rund 100 Mitarbeiter von Sparkassen und Banken an den Seminaren teilgenommen. „Durch diese Nähe kommt es immer wieder zu neuen Ansätzen und Konzepten für eine weitere Vertiefung der Zusammenarbeit. Dieses gute Miteinander steht für uns für den echten Norden“, so Dr. Steffen.

Positive Aussichten für 2015
Die Konjunktur in Schleswig-Holstein hat sich im ersten Quartal 2015 robust entwickelt, allerdings liegt der Konjunkturklimaindex mit einem Wert von 115,5 Punkten unter dem Wert des Vorquartals von 119,7 Punkten. Dennoch blickt Schleswig-Holsteins Wirtschaft, laut Konjunkturklimaindex der IHK Schleswig-Holstein, verhalten optimistisch in die Zukunft. 25,0 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verbesserung ihrer Situation, 55,4 Prozent eine gleich bleibende und 19,6 Prozent eine schlechtere Lage. Diese Einschätzung spiegelt sich in den ebenfalls positiven Konjunktureinschätzungen auf Bundesebene.
Die Bundesregierung und mehrere Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für 2015, dass das Wirtschaftswachstum leicht an Dynamik zulegt. Während die Bundesregierung von einem Wachstum des realen Bruttoinlandprodukts von 1,8 Prozent ausgeht (2014 hatte das deutsche BIP um 1,6 Prozent zugelegt), rechnet das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) mit einem Plus von knapp 2,25 Prozent (Stand: Ende April 2015). Der vom ifo Institut berechnete Geschäftsklimaindex stieg im April auf 108,6 Punkte von 107,9 im März. Es war der sechste Anstieg des ifo-Index seit Oktober 2014. Höher lag der Index zuletzt im Juni 2014. Darüber hinaus ist die Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft mit 16,1 Prozent auf einem historischen Tiefstand, so das Ergebnis des aktuellen ifo-Konjunkturtests.
Bei der Bürgschaftsbank Schleswig-Holstein hat 2015 mit einer eher verhaltenen Nachfrage begonnen, das Geschäft ist aber am Ende des ersten Quartals wieder spürbar angezogen. Der Antragseingang im März lag 52 Prozent über dem im Februar. Für 2015 geht die BB-SH von einem stabilen Neugeschäft aus. „Wenn Firmen schneller wachsen wollen und/oder die Sicherheiten nicht ausreichend sind, steht die BB-SH bereit. Und wir sind nicht nur bei großen, sondern auch bei kleinen Vorhaben mit an Bord. Unser Anspruch ist da ganz klar: Wir machen Fortschritt möglich“, betonte Dr. Steffen.