Anlässlich des vierten Runden Tisches zur
Pflanzengenetik am 8. Juli kritisieren NABU und DNR, dass sich das
Bundesforschungsministerium einem ernsthaften Dialog mit der
kritischen Zivilgesellschaft zum Thema Gentechnikforschung
verweigert. Die Umweltverbände DNR, NABU, der ökologische
Lebensmittelverband BÖLW und der Wissenschaftler-Verband VDW hatten
Bundesforschungsministerin Schavan bereits im September letzten
Jahres ihre Anforderungen an eine ökologische Risikoforschung
vorgelegt. Zu diesem 9-Punktekatalog lag am dritten Runden Tisch eine
Stellungnahme vor, in der das Ministerium all jene Forschungsansätze
der Umweltverbände zurückweist, die sich mit den Risiken für Mensch
und Natur auseinandersetzen. „Die Verbände haben ihre Forderungen
wissenschaftlich begründet und hinterlegt. Dagegen setzt
Bundesforschungsministerin Schavan Behauptungen, die mit keiner
einzigen Quelle belegt werden“, sagte DNR-Vizepräsident und
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
So heißt es in der Stellungnahme, es sei nicht Aufgabe des Staates
„die Nützlichkeit oder Erwünschtheit gefahrlosen gesellschaftlichen
Handelns, wie die Erforschung und die Nutzung der Grünen Gentechnik,
zu bewerten“. Laut § 20a des Grundgesetzes ist es jedoch sogar
Pflicht des Staates, die Allgemeinheit vor nicht vertretbaren Risiken
und Gefahren zu schützen.
Des Weiteren geht aus der Stellungnahme hervor, das Ministerium
könne die langfristigen und großflächigen Folgen des Anbaus
gentechnisch veränderter Organismen (GVO) nicht erforschen, da es
dazu keine methodischen Ansätze gäbe. „Diese Behauptung ist besonders
dreist, da das Bundesforschungsministerium selbst den Verbund GenEERA
gefördert hat, der zur großflächigen Verbreitung von GV-Raps Modelle
und Berechnungen entwickelt“, erklärte NABU-Gentechnikexpertin Steffi
Ober. Nachdem das Projekt ausgelaufen sei, hätte das Ministerium
einen Antrag auf Weiterführung dieser Forschungen abgelehnt.
Eine weitere Behauptung sei, dass jeder GVO bei seiner Zulassung
in Brüssel vollumfänglich geprüft sei. „Dies behauptet nicht einmal
mehr die Europäische Zulassungskommission EFSA und ist fachlich
völlig unsinnig, da sich die Wissenschaft weiterentwickelt und neue
Risiken und Erkenntnisse nie ausgeschlossen werden können“, so Ober.
Zudem hätte laut Bundesforschungsministerium GV-Mais keine
Auswirkungen auf heimische Schmetterlinge. Einer aktuellen
Untersuchung zufolge kann diese Behauptung jedoch nicht belegt
werden, da die wenigen Studien hierzu kaum belastbar seien und die
meisten Daten aus den USA stammten.
„Das Papier ist inhaltlich und formal vollkommen inakzeptabel“, so
DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen. Statt sich wissenschaftlich
mit dem Für und Wider der Argumente auseinanderzusetzen, bügele das
Bundesforschungsministerium alles ab oder antworte auf wichtige
Punkte gar nicht. „Diese Form der Auseinandersetzung ist nicht
wissenschaftsbasiert und ein deutliches Zeichen dafür, dass Frau
Schavan nicht an einem ernsthaften Dialog interessiert ist. Wir sehen
nach dieser Antwort keine Gesprächsgrundlage mehr“, so Röscheisen
abschließend. Der DNR wird unter diesen Vorzeichen zukünftig nicht
mehr am Runden Tisch teilnehmen.
Die Anmerkungen des Bundesforschungsministeriums zum
9-Punkte-Katalog sowie die Reaktion auf die Anmerkungen der Verbände
stehen unter www.NABU.de zum Download zur Verfügung.
Originaltext vom NABU
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1500, Telefax: 0
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Pressekontakt:
NABU-Gentechnikexpertin Dr. Steffi Ober, Tel.: 0172-5254198.
DNR-Generalsekretär Helmut Röscheisen, Tel.: 0160-97209108.