–Capital—Interview mit US-Ökonom Robert Glenn Hubbard: „Der Präsident hat mit seiner Wirtschaftspolitik versagt“

Keine Reinvestitionen wegen Unsicherheit
hinsichtlich der zu erwartenden Steuer- und Finanz¬politik /
Konjunkturpaket habe lediglich die Staatsverschuldung hochgetrieben /
Obama „eklatante Führungsschwäche“ und mangelnde praktische
Regierungserfahrung bei Amtsantritt vorgeworfen

Knapp ein Jahr vor der Präsidentschaftswahl in den Vereinigten
Staaten rechnet der amerikanische Ökonom Robert Glenn Hubbard mit dem
Amtsinhaber Barack Obama ab. „Der Präsident hat mit seiner
Wirtschaftspolitik versagt“, sagte Hubbard dem Wirtschaftsmagazin
–Capital– (Ausgabe 01/2012, EVT 15. Dezember). Trotz sprudelnder
Unternehmensgewinne werde nicht reinvestiert, weil eine totale
Unsicherheit hinsichtlich der zu erwartenden Steuer- und
Finanzpolitik bestehe. „Das ist absolutes Gift für das
Investitionsklima in diesem Land“, kritisierte der
Wirtschaftswissenschaftler, der Mitt Romney beim Kampf um die
Kandidatur der Republikanischen Partei für die Präsidentschaftswahl
unterstützt. Auch das 787 Milliarden schwere Konjunkturpaket habe
nicht den versprochenen Erfolg gebracht, sondern lediglich die
Staatsverschuldung hochgetrieben.

Hubbard wirft Obama im –Capital—Interview vor allem eine
„eklatante Führungsschwäche“ vor. „Wir erwarten von unseren
politischen Führern, dass sie Perspektiven formulieren – und was
haben wir stattdessen? Einen Präsidenten, der seltsam gelähmt wirkt.“
So habe sich Obama beim Streit um die Schuldenobergrenze in diesem
Sommer viel zu spät eingeschaltet. Und als es darum gegangen sei, im
US-Kongress einen Kompromiss zu erzielen, habe sich der Präsident auf
Reisen in Australien und Indonesien befunden. „Für einen Präsidenten,
der angetreten ist, über Parteigrenzen hinweg Politik zu betreiben
und Grabenkämpfe zwischen Demokraten und Republikanern zu beenden,
eine erbärmliche Vorstellung.“

Auch jenseits der eigenen Landesgrenzen hat der US-Präsident
Hubbard zufolge keine Meriten erworben. Weder habe Obama etwas dazu
beigetragen, den Europäern bei der Lösung der Euro-Misere zu helfen,
noch habe er China dazu gedrängt, den Wechselkurs freizugeben und
ausländische Patente zu respektieren. Das Kernproblem besteht für den
Wirtschaftswissen¬schaftler in Obamas politischer Unerfahrenheit.
„Obama ist ohne einen Tag praktischer Regierungserfahrung ins Weiße
Haus gekommen“, bilanzierte der Ökonom. „Das Präsidentenamt der
Vereinigten Staaten ist aber nun mal keines, in dem man sich eine
Einarbeitungszeit erlauben kann.“

Robert Glenn Hubbard zählt zu den renommiertesten Ökonomen der
USA. Seit 2004 ist der Harvard-Absolvent Dekan der Columbia Business
School. Anfang der Neunziger Jahre war der 53-Jährige unter Präsident
George Bush im Finanzministerium für Steuerthemen zuständig. Von 2001
bis 2003 beriet er dessen Sohn George W. Bush in Wirtschaftsfragen.

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