COMPUTER BILD berichtet: Abdrücke gegen Willen der Eltern erfasst /
Einführung des Systems ohne Zertifizierung durch Datenschutzbehörde
Datenschutz ist eines der wichtigsten Güter, gerade in Zeiten der
weltweiten, digitalen Vernetzung. Das sollte eigentlich auf dem
Lehrplan jeder Schule stehen. In Hamburg hat aber eine Cateringfirma
Schulkindern gegen den ausdrücklichen Wunsch der Eltern
Fingerabdrücke abgenommen – kein Einzelfall, wie sich herausstellte.
Die Fachzeitschrift COMPUTER BILD erklärt, was passiert ist (Heft
20/2013, ab Samstag erhältlich).
Anfang des Schuljahres 2013 nahm die Cateringfirma „Kinderwelt“
Schülern an der Adolph-Schönfelder-Grundschule Fingerabdrücke ab,
obwohl deren Eltern dies zuvor nicht erlaubt hatten. Kinder, die sich
weigerten, bekamen angeblich kein Essen. Phillip Tonne,
Pressesprecher des Software-Anbieters People and Projects IT (PPIT),
räumte das Geschehen ein und erklärte: „Wir haben diesen Fehler
sofort eingestanden und alle erhobenen Datensätze sofort gelöscht.“
Laut Tonne sind die biometrischen Daten sicher. Denn sie würden mit
der AES-Methode in einer Schlüsselstärke von 256 Bit codiert und
nicht weitergegeben. Die Cateringfirmen würden zwar die Abdrücke
nehmen, hätten aber keinen Zugriff auf die Daten.
Die unerlaubte Abnahme der Fingerabdrücke bei Kindern ist
allerdings kein Einzelfall gewesen, wie sich nach dem Skandal
herausstellte. Bedenklich ist zudem: Die Schulbehörde hat das System
ohne Zertifizierung durch die zuständige Datenschutzbehörde
eingeführt. Die stellvertretende Datenschutzbeauftragte Marit Hansen
bestätigte gegenüber COMPUTER BILD, dass ein beantragtes
Zertifizierungsverfahren gegenwärtig noch laufe. Die Behörde werde
die Vorfälle nun untersuchen: „Wir wollen alle Details genau
aufklären“, betonte Hansen. Inzwischen hat auch die Politik reagiert:
Die Hamburger Grünen haben beantragt, Fingerabdrücke an Schulen
komplett abzuschaffen.
Und so funktioniert das Fingerabdruck-System: Ein Scanner erzeugt
eine digitale Kopie eines Fingerabdrucks und speichert diese als
Bild. Eine Software erfasst dabei individuelle Merkmale und erstellt
aus diesen eine Linienstruktur, ein sogenanntes „Template“. Beim
Auflegen des Fingers vergleicht die Software dieses dann mit dem
Originalabdruck. Außerdem ist das Template mit verschiedenen Daten
wie Name, Gesundheitsinformationen und verfügbarem Geld verknüpft.
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