Die chemische Industrie hat sich von den
Folgen des Krisenjahres 2009 überraschend schnell erholt. In
Deutschlands viertgrößter Branche sind nahezu alle Produktionsanlagen
wieder in Betrieb und fast auf dem üblichen Niveau ausgelastet. Im
Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg die Produktion im ersten
Halbjahr 2010 um 13 Prozent, berichtet der Verband der Chemischen
Industrie (VCI). „Wir haben gegenüber dem Tiefpunkt der Rezession
weiter Boden gut gemacht und sind zuversichtlich, dass es auch in den
kommenden Monaten bergauf geht“, erklärte VCI-Präsident Prof. Ulrich
Lehner vor der Presse in Frankfurt.
Prognose: Allerdings rechnet der VCI für die zweite Jahreshälfte
nicht mehr mit einer so stark steigenden Nachfrage der industriellen
Kunden nach chemischen Erzeugnissen. Deshalb erwartet der Verband für
das Gesamtjahr 2010 eine Steigerung der Chemieproduktion um 8,5
Prozent, der Umsatz soll um 10 Prozent zulegen. Der VCI begründet
seine Prognose für eine nachlassende Dynamik mit dem Auslaufen von
Konjunkturprogrammen und dem Beginn der Konsolidierung der
Staatsfinanzen in verschiedenen EU-Mitgliedstaaten. Dies werde das
Wirtschaftswachstum in Europa dämpfen. Zudem plane die Wirtschaft
angesichts der Schuldenkrise vorsichtig. „Ein umfangreicher
Lageraufbau scheint bei unseren Industrie-Kunden auf absehbare Zeit
wenig plausibel“, sagte der VCI-Präsident. Die Chemieproduktion werde
sich daher im zweiten Halbjahr dem deutlich geringeren Wachstum der
Kundenbranchen anpassen.
Umsatz: Der Gesamtumsatz der deutschen chemischen Industrie stieg
in den ersten sechs Monaten des laufenden Jahres gegenüber 2009 um 16
Prozent auf insgesamt 77,7 Milliarden Euro. Das Geschäft mit Kunden
im Ausland wuchs um 18 Prozent auf 45,9 Milliarden Euro. Der
Inlandsumsatz der deutschen Chemieunternehmen legte um 13 Prozent zu
und erreichte ein Volumen von 31,8 Milliarden Euro.
Preise: Chemikalien und Pharmazeutika waren im ersten Halbjahr
2010 durchschnittlich 1,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor. Mit der
anziehenden Nachfrage nach Chemikalien fiel es den meisten
Unternehmen der Branche zunehmend leichter, so der VCI, die
steigenden Rohstoffkosten an die Kunden weiterzugeben. Insbesondere
die rohstoffnahen Sparten konnten Preiszuwächse verbuchen.
Beschäftigung: Die deutsche Chemieindustrie beschäftigte von
Januar bis Juni 2010 durchschnittlich 414.000 Mitarbeiter. Das sind
1,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Damit hat sich der
Beschäftigungsabbau im Vergleich zum Vorjahr (-2,9 Prozent) deutlich
verlangsamt. Entschärft hat sich auch die Situation, was die
Kurzarbeit in der chemischen Industrie betrifft. Nach der Schätzung
des VCI sind derzeit weniger als 5.000 Personen in der Chemie mit
Kurzarbeit registriert. In der Hochphase der Wirtschaftskrise waren
es über 48.000 Beschäftigte.
Investitionen: Im ersten Halbjahr erreichte die
Kapazitätsauslastung in der deutschen Chemie mit knapp 83 Prozent
schon fast wieder ihr normales Niveau. „Für unsere Branche sind 84
bis 86 Prozent Auslastung der Produktionsanlagen typisch. Es bleibt
also noch Luft nach oben. Daher rechnen wir für das Gesamtjahr 2010
nicht mit einer Ausweitung des Investitionsvolumens“, betonte Lehner.
Der VCI geht davon aus, dass die Branche in diesem Jahr 6,4
Milliarden Euro in Anlagen und Gebäude im Inland investieren wird.
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Manfred Ritz
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