Corporate-Banking-Index von Bain: Ertragsrückgang und höhere Risikovorsorge belasten Firmenkundengeschäft (FOTO)

Corporate-Banking-Index von Bain: Ertragsrückgang und höhere Risikovorsorge belasten Firmenkundengeschäft (FOTO)
 

– Profitabilität des Firmenkundengeschäfts sinkt in Deutschland im
zweiten Halbjahr 2013 um 27 Prozent
– Erträge im Corporate-Banking gehen um vier Prozent zurück
– Kreditvolumen fällt angesichts verhaltener Nachfrage, die
Kreditrisikovorsorge dagegen steigt drastisch
– Eigenkapitalrendite ist auf dem niedrigsten Stand seit vier
Jahren

Für das Corporate-Banking in Deutschland war 2013 ein schwieriges
Jahr. Zins- und Provisionsüberschuss sanken, während die Kosten
zunahmen – bedingt durch gestiegene regulatorische Anforderungen und
die Kreditrisikovorsorge vor allem im zweiten Halbjahr. Der
Corporate-Banking-Index der internationalen Managementberatung Bain &
Company ging daher in der zweiten Jahreshälfte 2013 zum wiederholten
Mal zurück und liegt nun deutlich unter den Höchstständen von 2011.
Der Handlungsbedarf der Finanzinstitute wächst.

Nach der globalen Finanzkrise galt Corporate-Banking als eine der
wenigen verlässlichen Ertragsquellen für Finanzinstitute in
Deutschland. Doch das Jahr 2013 markiert zumindest vorerst einen
Wendepunkt. Der Bain-Corporate-Banking-Index gab im Jahresverlauf
deutlich nach. So lagen die Erträge im zweiten Halbjahr 2013 vier
Prozent unter dem Niveau des ersten Halbjahrs und blieben gar um zehn
Prozent unter den Erträgen der letzten sechs Monate 2012. Noch
massiver ging die Profitabilität zurück. Sie sank im Vergleich zu den
entsprechenden Vorjahreswerten um 27 beziehungsweise 32 Prozent (Abb.
1).

Der Rückgang von Zins- und Provisionsüberschuss resultiert vor
allem aus einem schwachen Kreditgeschäft, das für 74 Prozent der
Erträge im Corporate-Banking steht. Tatsächlich verringerte sich das
Kreditvolumen im zweiten Halbjahr 2013 um drei Prozent auf rund 980
Milliarden Euro. Limitierender Faktor in Deutschland ist weiterhin
vor allem die Kreditnachfrage – die Zurückhaltung auf
Unternehmensseite ist spürbar. Dies zwingt die Banken in einem
wettbewerbsintensiven Umfeld zu erheblichen Preiszugeständnissen.

Gleichzeitig ist die Kreditrisikovorsorge vieler Banken in der
zweiten Jahreshälfte 2013 erneut drastisch gestiegen – im Vergleich
zu den ersten sechs Monaten um 79 Prozent. Damit liegt sie
mittlerweile erheblich über dem Niveau der vergangenen Jahre (Abb.
2). „Da alle Bankengruppen in Deutschland im Firmenkundengeschäft
deutlich wachsen und Marktanteile gewinnen wollen, müssen die Margen
unter Druck geraten“, erklärt Walter Sinn, Deutschlandchef von Bain &
Company und Bankenexperte. „Zudem werfen die europaweite
Vereinheitlichung der Bankenaufsicht und der anstehende Stresstest
offenkundig ihre Schatten voraus. Viele Finanzinstitute haben ihr
Kreditbuch noch einmal sorgfältig durchkämmt und entsprechend
Vorsorge getroffen.“

Anstieg der Cost-Income-Ratio

Zusätzlich zur signifikant höheren Kreditrisikovorsorge schmälern
steigende Verwaltungsaufwendungen die Profitabilität. Diese lagen
2013 rund 20 Prozent über dem Wert von 2007, dem Jahr vor Ausbruch
der globalen Finanzkrise. Bei sinkenden Erträgen erhöhte sich in der
Folge die Cost-Income-Ratio in der zweiten Jahreshälfte 2013 auf 42
Prozent. In den beiden vorangegangenen Halbjahren hatte sie bei 39
Prozent gelegen.

Die rückläufigen Ergebnisse belasten auch die Eigenkapitalrendite
vor Steuern, die zusätzlich unter den deutlich gestiegenen
Kapitalanforderungen leidet. Im zweiten Halbjahr 2013 erreichte die
Eigenkapitalrendite im Corporate-Banking nur noch 15 Prozent – nach
18 Prozent im ersten Halbjahr und 20 Prozent in den letzten sechs
Monaten 2012. Sie liegt damit mittlerweile deutlich unter den Werten
der Jahre vor 2008.

Weckruf für die Branche

„Der Gewinneinbruch im Corporate-Banking ist ein Alarmsignal!“,
betont Dr. Jan-Alexander Huber, Partner bei Bain & Company und
Corporate-Banking-Experte. „Doch es wäre fatal, würden die Banken die
Ursachen hierfür ausschließlich in der verschärften Regulierung
suchen.“ Die aktuelle Situation im Corporate-Banking ist vielmehr dem
starken Wettbewerb geschuldet. Auch haben es viele Finanzinstitute
nicht geschafft, das Potenzial aus dem Cross-Selling angrenzender
Leistungen nachhaltig auszuschöpfen. Dafür müssen sich die Banken
rigoros an den Bedürfnissen der Unternehmenskunden ausrichten und
sich zu einer kundenzentrierten Organisation weiterentwickeln.
„Krisenbedingt haben zahlreiche Banken in der Vergangenheit ihr
Risikomanagement substanziell verbessert, das Thema
Kundenorientierung jedoch schleifen lassen“, so Huber. „Die
rückläufigen Erträge sind daher auch ein Weckruf.“

Der Bain-Corporate-Banking-Index auf einen Blick

Der halbjährlich erhobene Bain-Corporate-Banking-Index basiert auf
veröffentlichten Daten führender deutscher Banken. Das Panel deckt
rund die Hälfte der Bilanzsumme der 100 größten in Deutschland
tätigen Banken ab und konzentriert sich auf Finanzinstitute mit einem
Schwerpunkt im Corporate-Banking und einer entsprechenden
Segmentberichterstattung. Bei der erstmaligen Erstellung erfasste
Bain für die Jahre 2007 bis 2012 zahlreiche Rohdaten jeder einzelnen
Bank, darunter die Erträge (Zins- und Provisionsüberschuss), die
Kostenstruktur (Verwaltungsaufwand), die Kreditrisikovorsorge, die
Profitabilität (Ergebnis vor Steuern), das Eigenkapital und das
Kreditvolumen. Die Wahl des Ausgangsjahrs 2007 ermöglicht Vergleiche
zwischen dem letzten Jahr vor Ausbruch der globalen Finanzkrise und
der aktuellen Situation.

Sämtliche Rohdaten untersuchten die Bain-Experten auf
Einmaleffekte, die sich beispielsweise aus Übernahmen oder Änderungen
im Reporting ergeben, und bereinigten die Datenreihen entsprechend.
Danach erfolgte eine Aggregation der Daten pro Bank, bevor sie mit
einem Gewicht von maximal 20 Prozent in den Gesamtindex einflossen.
Diese Limitierung des Einflusses einzelner Banken stellt sicher, dass
Sonderentwicklungen großer Finanzinstitute nicht die Darstellung des
Index im Zeitverlauf verzerren. Vor Veröffentlichung wurden die Daten
Robustheitschecks anhand vorhandener Studien und weitergehenden
Analysen von Bain unterzogen und zum Teil um weitere Datenpunkte
ergänzt.

Bain veröffentlicht den Corporate-Banking-Index in zwei
Ausprägungen: den Bain-Corporate-Banking-Ertragsindex (CBE) und den
Bain-Corporate-Banking-Profitabilitätsindex (CBP). Beide geben im
Zeitverlauf einen hervorragenden Überblick über die
Geschäftsentwicklung im Corporate-Banking und lassen sich als
Benchmark für jedes einzelne Finanzinstitut nutzen.

Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik,
Bain & Company Germany, Inc.,
Karlspatz 1,
80335 München
E-Mail: leila.kunstmann-seik@bain.com,
Tel.: +49 (0)89 5123 1246,
Mobil: +49 (0)151 5801 1246

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