Courage bringt Sicherheit

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann verleiht Medaille für besondere Verdienste um die Innere Sicherheit an 20 Bürgerinnen und Bürger mit mutigem Handeln: Das Wort —-Zivilcourage—- mit Leben erfüllt

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann hat heute 20 Persönlichkeiten mit der Medaille —-Courage bringt Sicherheit—- ausgezeichnet. „Alle haben mit ihrem beherzten und mutigen Eingreifen für andere eindrucksvoll unter Beweis gestellt, wie man Hilfe leisten kann, wenn andere Menschen in Not sind. Sie haben fremden Menschen, die sie überhaupt nicht kannten, in einer Notsituation geholfen. Sie alle haben Zivilcourage gezeigt, vorbildlich gehandelt und Verantwortung für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger übernommen“.

Nach den Worten Herrmanns haben alle 20 couragierten Helfer, die mit der Medaille ausgezeichnet wurden, eines deutlich gemacht: „Zivilcourage ist nichts Unzumutbares“. Bestimmt hätten auch manche von ihnen eigene Ängste überwinden müssen. Doch durch ihr mutiges Handeln sei es ihnen gelungen, das Wort —-Zivilcourage—- mit Leben zu erfüllen.

Herrmann erinnerte an Dominik Brunner, der zum Synonym für Zivilcourage geworden sei: „Dieses schreckliche Ereignis am 12. September 2009 ist Mahnung für uns alle; Mahnung, noch mehr gegen Gewalt in unserer Gesellschaft zu tun. Gewalt darf nirgendwo um sich greifen: Nicht in Schulen, nicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und nicht in der Familie“.

Der Minister nannte die Eindämmung der Gewalt in unserer Gesellschaft eine Aufgabe, die uns alle angehe. Die 20 Bürgerinnen und Bürger, die Herrmann mit der Medaille —-Courgage bringt Sicherheit—- ausgezeichnet hat, hätten nicht nur Verantwortung für ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger übernommen, sondern auch einen wichtigen Beitrag für die Innere Sicherheit geleistet.

Garching:
Zur Tatzeit brachen ein 18jähriger, bereits polizeibekannter Jugendlicher und ein weiterer, bislang unbekannter Täter in einem Verbrauchermarkt an der Freisinger Landstraße 45 in Garching ein, indem sie eine Fensterscheibe einschlugen.

Die drei in unmittelbarer Nähe wohnenden Studenten Daniel Paukner, Stefan Gewald und Tobias Hollmer zögerten keine Sekunde. Sie rannten zu dem Lidl-Markt und konnten den bislang unbekannten Täter noch aus dem Fenster flüchten sehen. Der später festgenommene weitere Täter wollte soeben durch die zerbrochene Glasscheibe des Gebäudes aussteigen als die drei jungen Männer vor Ort eintrafen. Sie nahmen sofort die Verfolgung des Flüchtigen auf. Herrn Paukner gelang es zunächst, den Täter an der Kleidung zu ergreifen. Dieser schlug jedoch wild um sich, riss sich los und flüchtete weiter. Gemeinsam gelang es den drei Studenten schließlich, den Täter einzuholen und ihn bis zum Eintreffen der Polizeieinsatzkräfte festzuhalten. Dabei leisteten sie sogar noch erste Hilfe und kümmerten sich um die zahlreichen Schnittwunden, die der Täter davon getragen hatte.

München:
Zur Tatzeit bemerkte Tobias Högele, wie ein 13jähriger Mitschüler der Hauptschule an der Feldbergstraße im Pausenhof an einen anderen Schüler herantrat, den Arm um ihn legte und die Herausgabe von Geld forderte. Als der Geschädigte sagte, dass er kein Geld habe, packte ihn ein Komplize des Täters und stieß ihn mit voller Wucht gegen die Wand. Tobias Högele eilte seinem Mitschüler sofort zu Hilfe und zog ihn von den Tätern weg. Gemeinsam ging er dann mit ihm zu einer Lehrerin und meldete den Vorfall. Die Schulleitung informierte daraufhin die Polizei, die die Ermittlungen gegen die beiden Täter einleitete.

Im Zuge der kriminalpolizeilichen Ermittlungen wurden mehrere räuberische Erpressungen bekannt. Die beiden Schüler hatten seit Beginn des Schuljahres ihre Mitschüler drangsaliert, eingeschüchtert und um ihr Pausengeld erpresst. Die Geschädigten hatten nicht den Mut, sich den Eltern beziehungsweise den Lehrkräften anzuvertrauen.

Ichenhausen:
Am 1. März 2010 wurde auf einem Radweg am Ortsende von Ichenhausen ein Mädchen im Alter von 10 Jahren durch einen alkoholisierten Mann vom Fahrrad gezerrt, in einen angrenzenden Grünstreifen gezogen, bedroht und sexuell belästigt. Als sich Herr Junker dem Täter näherte, ließ dieser von dem Mädchen ab und flüchtete zu Fuß. Herr Junker verständigte umgehend die Polizei und gab dabei eine sehr detaillierte Personenbeschreibung sowie die Fluchtrichtung an. Zudem kümmerte er sich um das verängstigte Mädchen und betreute es, bis die Polizeibeamten eintrafen.

Aufgrund der guten Personenbeschreibung gelang es der Polizei bereits wenig später, den Täter in der Nähe eines Lebensmittelgeschäfts festzunehmen. Er wurde zweifelsfrei von Herrn Junker identifiziert.

Starnberg:
Am 30. November 2009 wurde der Geschädigte von einer geistig verwirrten Frau mit einem Fleischermesser angegriffen. Die Beschuldigte hatte zuvor auf der Bank kein Geld bekommen und war darüber sehr verärgert. Sie ging nach Hause, bewaffnete sich mit einem Fleischermesser und ging damit auf die Straße —-um es einem rein zu stechen—-. Erstes, rein zufälliges Opfer war der Geschädigte, der an einem —-stummen Zeitungsverkäufer—- die Schlagzeilen las. Die Beschuldigte ging von hinten an den Mann heran und stieß ihm ohne Vorwarnung das Messer in den Rücken. Dieser drehte sich um und konnte gerade noch die Hand mit dem Messer fassen und dadurch einen weiteren Stich gegen den Oberkörper abwehren.

Die Schüler Michael Puccini und Julia Winkler, K 12 Gymnasium Starnberg, befanden sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Herr Puccini erkannte die Situation, rannte über die Straße und ergriff das Messer, um das der Geschädigte und die Beschuldigte immer noch rangen. Die Beschuldigte versuchte weiter auf den Geschädigten einzustechen. Nachdem keiner der Beteiligten loslassen wollte, entriss Puccini den Beiden das Messer und brachte es aus der Gefahrenzone. Frau Winkler verständigte zwischenzeitlich mit dem Handy die Rettungskräfte und die Polizei.

Bis zum Eintreffen der Rettungskräfte unterstützten sie den Geschädigten, der stark am Rücken blutete. Die Beschuldigte wurde vor Ort festgenommen und befindet sich derzeit in der geschlossenen Abteilung eines Klinikums. Der Stich in den Rücken traf auf einen Wirbelfortsatz und führte daher —-nur—- zu einer Fleischwunde. Wäre der Treffer nur wenige Millimeter weiter seitlich erfolgt, hätte er die Lunge getroffen und zu lebensgefährlichen Verletzungen geführt.

Bamberg:
Zur Tatzeit betrat ein zunächst unbekannter, maskierter Täter die ARAL-Tankstelle am Luitpoldhain in Bamberg und forderte unter Vorhalt eines ca. 80 cm langen, selbstgebastelten, bajonettähnlichen Messers von der Kassiererin die Herausgabe des Bargeldes.

Die beiden Zeugen Schumm und Thein erkannten geistesgegenwärtig die Situation des gerade stattfindenden Raubüberfalls, verständigten sofort die Polizei. Sie machten die Kunden Deusel und Schmitt auf den Überfall aufmerksam und verhinderten dadurch, dass diese die Tankstellenräume betraten und sich in den Gefahren- und Einflussbereich des Täters begaben.

Schließlich gelang es den vier Personen und dem hinzueilenden Tankstellenangestellten Herrn Schwarzmann gemeinsam, durch besonders couragiertes und taktisch kluges Vorgehen den 22-jährigen Täter zu verfolgen und ihn zu stellen. Obwohl sie zunächst vom Täter mit dem Messer bedroht wurden, konnten sie ihn von seinem Motorroller zerren und überwältigen. Gemeinsam hielten die fünf couragierten Zeugen den Täter bis zum Eintreffen der ersten Polizeistreife am Boden fest.

Regensburg:
Am Sonntag, 23. August 2009 gegen 17.45 Uhr, beobachtete Frau Sibein beim Baden am Guggenberger See im Landkreis Regensburg, wie ein älterer Mann auf einer Liegewiese in aller Öffentlichkeit sexuelle Handlungen an einem 7-jährigen Mädchen vornahm.

Da Frau Sibein über Notruf die Polizeiinspektion Neutraubling verständigte, konnte die Polizei den 60-Jährigen noch am Tatort vorläufig festgenommen. Bei den weiteren, von der KPI Regensburg geführten Ermittlungen war der Beschuldigte geständig und räumte ein, in den Jahren 2009 und 2010 zwischen 10 und 12 Missbrauchshandlungen an dem 7jährigen Mädchen – seiner Großnichte – begangen zu haben. Der Mann war zuvor bereits zweimal wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern verurteilt worden.

Leidersbach:
Ein maskierter Täter bedrohte die Verkäuferin einer in einem Reisebüro untergebrachten Lottoannahmestelle mit einer Pistole und forderte die Herausgabe der Tageseinnahme. Sie versuchte sich in Sicherheit zu bringen und machte ihren Chef, Herrn Berthold Orth, auf den Überfall aufmerksam. Dieser ging mutig auf den bewaffneten Täter zu und es kam zu einem Handgemenge, wobei seine Ehefrau Ursula Orth zu Hilfe eilte. Der Bewaffnete flüchtete aus dem Laden und wurde von Herrn Orth verfolgt. Herr Staab, der mit seiner Familie auf dem Weg zum Martinszug war, erfasste die Situation und verfolgte den Flüchtenden ebenfalls. Nach ca. 200 Meter hatte Herr Staab den Räuber eingeholt und stellte ihn trotz heftiger Gegenwehr. Zusammen mit dem dazukommenden Herrn Orth konnte der 25-jährige Täter bis zum Eintreffen der Polizei festgehalten werden.

Bei der zur Tat benutzten Waffe handelte es sich um eine täuschend echt aussehende Soft-Air-Pistole. Im Zuge der Ermittlungen wurde bekannt, dass der Festgenommene bereits am Vortag einen Überfall auf eine Lottoannahmestelle in Niedernberg, Landkreis Aschaffenburg, verübt hatte.

Agatharied:
Gegen Mitternacht am 10. März 2010 kam ein Mann an die Nachtpforte der Notaufnahme des Krankenhauses Agatharied und erklärte der Verwaltungsangestellten Frau Domin, jemanden besuchen zu wollen. Während des Gesprächs in der Notaufnahme erkannte der diensthabende Arzt Dr. Frühwein, dass der Mann ein Jagdgewehr, eingewickelt in einem Schlafsack, bei sich führte. Über Notruf verständigten Angehörige des Klinikpersonals die Polizei.

Geistesgegenwärtig konnte Dr. Frühwein den ungewöhnlichen Besucher überwältigen und ihm zusammen mit den Krankenschwestern Astrid B., Ulrike Kowalski und der Ärztin Elke Atzenbeck das Gewehr entreißen und ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten.

Möglicherweise wollte der Festgenommene sich am Klinikpersonal rächen, da er sie für den Tod seiner Mutter verantwortlich machte. Das beherzte Eingreifen der couragierten Personen verhinderte offensichtlich das Schlimmste. Der Mann hatte mehrere Patronen als Munition bei sich.

Rottach-Egern:
Am 24. November 2009 wurde eine 58jährige Betreiberin eines Elektrofachhandels Opfer eines versuchten Tötungsdelikts in ihrem Betrieb. Ein 37jähriger geistig verwirrter Mann griff die Frau, die sich zum Tatzeitpunkt allein in ihrem Laden aufhielt, unvermittelt an und verletzte sie mit einem mitgeführten Flaschen- und Dosenöffner, der eine Länge von fast 20 Zentimetern und einen zugespitzten Dorn aufwies, schwer. Er stach der Frau mehrmals in der Kopf. Als sie bereits am Boden lag, trat er auf sie ein, würgte sie und brach ihr dabei die Finger und mehrere Rippen. Der Frau gelang es die Tür zu ihrem Laden zu öffnen und um Hilfe zu rufen.

Herr Maier, ein Angestellter der Gemeinde, der gerade mit Arbeiten auf der gegenüberliegenden Straßenseite beschäftigt war, lief sofort zum Tatort und kam der Frau zur Hilfe. Daraufhin ließ der Täter von der Tat ab. Als er versuchte, sich mittels seines Fahrrades vom Tatort zu entfernen, griff Herr Maier ein, indem er den Täter festhielt und ihn an der Flucht hinderte. Er verblieb bei dem Täter bis zum Eintreffen der Polizei. Das Opfer überlebte die Tat trotz zeitweise bestehender Lebensgefahr.

Höchstadt a. d. Aisch:
Herr Thomas Müller war am 25. Juli 2010 mit seinem Taxi in Höchstadt an der Aisch. Abseits der Straße, in einem abgeernteten Getreidefeld, erkannte zunächst eine Person, die mit heruntergezogener Hose am Boden lag, und schließlich eine zweite weibliche Person, die um Hilfe rief. Er ging auf die beiden zu, es kam zu einem Wortwechsel mit dem Mann, der dann aufstand und davonlief. Herr Müller kümmerte sich zuerst um die Frau, die offensichtlich schwer verletzt war und ihm erklärte, dass sie niedergeschlagen und vergewaltigt worden wäre. Herr Müller verständigte daraufhin sofort die Polizei. Der eingetroffene Notarzt übernahm zunächst die medizinische Erstversorgung der Geschädigten, anschließend wurde sie in ein Krankenhaus gebracht.

Aufgrund eines Fahndungsaufrufs konnte durch eine Zeugin der Täter auf einem Foto erkannt und schließlich identifiziert werden.

Bilder von der Medaillenaushändigung und die Laudationes sind am 5. Oktober 2010 ab 10.00 Uhr im Internet unter http://www.stmi.bayern.de/presse/fototermine/ abrufbar.

Pressesprecher: Oliver Platzer
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