Darmstädter Echo: DIW-Chef Wagner plädiert für kräftigere Lohnerhöhungen zur Stärkung des Binnenmarktes – „Deutschland kann nicht am Wirtschaftmodell Exportpanzer festhalten“

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen
Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Gert G. Wagner, hat ein
Ende der Lohnzurückhaltung in Deutschland gefordert. Im Zusammenhang
mit der Euro-Krise schrieb Wagner in einem Gastbeitrag für das
„Darmstädter Echo“ (Mittwochausgabe): „Deutschland kann nicht
erwarten, dass nun andere Länder den Gürtel enger schnallen, es
selbst aber am Wirtschaftsmodell „Exportpanzer“ festhält.“ Die
Bundesregierung könne zwar nicht in die Lohnfindung eingreifen. Sie
könne aber dafür werben, dass die Lohneinkommen nicht nur aus Gründen
der Gerechtigkeit, sondern auch der ökonomischen Vernunft gestärkt
würden. Zur Begründung schrieb Wagner, die deutsche Exportstärke
beruhe auch auf einer schwachen Lohnentwicklung, die auf Kosten des
privaten Konsums und damit des sozialen Friedens in Deutschland gehe.
Das werde im europäischen Ausland zunehmend kritisiert und sei kaum
durchzuhalten. „Verständlich und ökonomisch gut nachvollziehbar ist,
dass das europäische Ausland von Deutschland endlich wieder eine
Stärkung des Binnenmarkts erwartet.“ Vor allem beim Konsum gebe es
einen Nachholbedarf, da seit etwa zehn Jahren die Nettolöhne trotz
Steuersenkung kaum mehr gestiegen seien. Scharf kritisierte Wagner
die Wirtschaftsverbände, die im Falle kräftigerer Tarifabschlüsse vor
Arbeitsplatzverlusten gewarnt hatten. „Alles was passieren würde,
wäre lediglich, dass die Gewinne nicht rascher als die Löhne steigen.
Warum sollte das Beschäftigung kosten?“ Wenn man der Eurozone
glaubhaft eine Zukunft geben wolle, brauche man in allen
Mitgliedsländern eine auf Europa ausgerichtete partnerschaftliche
Gestaltung der Wirtschafts- und Verteilungspolitik. „Und dafür sind
nicht nur die Regierungen, sondern auch die Tarifparteien
verantwortlich.“

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