Das Kindeswohl ist gefährdet – die EU muss beim heutigen Sondergipfel die Situation auf der Balkanroute entschärfen

Anlässlich des kurzfristig einberufenen
Flüchtlingssondergipfels der EU fordert die weltweit größte
unabhängige Kinderrechtsorganisation Save the Children die EU auf,
endlich ein schlüssiges Konzept zur Bewältigung der Flüchtlingskrise
in Europa vorzulegen, denn vor allem für Kinder ist die Situation auf
dem Balkan gefährlich.

„Europa wird die Herausforderungen, die die Flüchtlingskrise mit
sich bringt, nur bewältigen, wenn die Mitgliedstaaten
menschenfreundlich, solidarisch und langfristig zusammen arbeiten“,
sagt Bidjan Nashat, Programmdirektor bei Save the Children
Deutschland. „Dazu gehört vor allem, dass Europa sich zu einer
schnellen und fairen Verteilung von Flüchtlingen bekennen muss. Wenn
die Regierungschefs sich darauf verständigen, bis 2016 5% aller
syrischen Flüchtlinge in Europa neu anzusiedeln, würde sich auch die
Situation auf dem Balkan ein Stück weit verbessern.“

Die Kinderrechtsorganisation kritisiert, dass der bisherige
Unwille Europas zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung voll und ganz
zu Lasten der Zivilbevölkerungen und der Flüchtlinge geht. Auf dem
Balkan herrsche durch unberechenbare Grenzschließungen und die
unzureichende Versorgung der Flüchtlinge großes Chaos. Die Situation
sei vor allem für Kinder besorgniserregend: In dem Wirrwarr würden
häufig Familien auseinandergerissen und Flüchtlinge haben den
Mitarbeitern der Organisation erzählt, wie Kinder von Wasserwerfern
niedergeworfen und von panischen Flüchtlingen überrannt wurden.

„Wir begrüßen sehr, dass bei dem heutigen Treffen eine
kurzfristige Aufstockung der Hilfe für die überforderten
Balkanstaaten beschlossen werden soll, denn die Bilder von weinenden
Kindern und purer Verzweiflung, die wir in der täglichen
Berichterstattung sehen, sollte es von Europa nicht geben. Trotzdem
drängen wir darauf, jetzt langfristige Maßnahmen für die Bewältigung
der Krise zu finden. Legale und sichere Zugangswege wären eine
Lösung“, betont Bidjan Nashat.

Save the Children hat wiederholt konstruktive Vorschläge zur
Bewältigung der Flüchtlingskrise auf europäischer Ebene eingebracht.
Der 5-Punkte-Plan der Organisation fordert:

– Beschluss eines effektiven und permanenten Systems für die
Neuansiedlung von schutzbedürftigen Flüchtlingen in Europa durch
die EU-Kommission: Save the Children setzt sich für die
Neuansiedlung von 5 % aller syrischen Flüchtlinge in Europa bis
2016 ein.
– Sichere und legale Zugangswege für Kinder und ihre Familien
nach Europa: Dazu zählen humanitäre Aufnahmeprogramme, die
verstärkte Nutzung von Instrumenten der Familienzusammenführung,
humanitäre Visa, Stipendien und private Patenschaften.
– Aufstockung der Aufnahme- und Versorgungskapazitäten von
europäischen Mitgliedstaaten: Kinderschutz muss dabei im
Vordergrund stehen, darunter kindergerechte Standards bei der
Unterbringung und angemessener Zugang zu Gesundheitsversorgung
und Bildung.
– Aufstockung der humanitären und entwicklungspolitischen Mittel
für die Krisenregionen und ihre Nachbarländer, insbesondere für
den Schutz und die Bildung von Kindern. Denn nach wie vor
verbleibt die übergroße Mehrheit der weltweit vertriebenen 60
Millionen Menschen in oder nahe ihrer Heimat.
– Beibehaltung der Such- und Seenotrettung mit einem Mandat der EU
und angemessenen Kapazitäten: nur so können Leben gerettet
werden – was Vorrang vor der Grenzsicherung haben muss.

Save the Children ist überall entlang der Fluchtrouten im Einsatz,
um Kinder und ihre Familien zu unterstützen. Gerne vermitteln wir
Ihnen Interviews mit unseren Mitarbeitern vor Ort.

Mehr über die Arbeit der weltweit agierenden
Kinderrechtsorganisation finden Sie hier: http://ots.de/ZNCtB

Pressekontakt:
Save the Children Deutschland e.V.
Pressestelle – Diane Nakschbandi
Tel.: +49 (172) 466 73 33
Mail: diane.nakschbandi@savethechildren.de
www.savethechildren.de