
Der Grund hierfür ist, dass eine der wichtigsten Machtkomponenten bei Verhandlungen zwischen zwei oder mehreren Staaten nicht etwa die Regierungsmacht, sondern die Macht der großen Masse ist. Die Masse ist viel mächtiger als sie glaubt. Aber was glaubt sie wirklich? Und für wie mächtig hält sie sich?
Die Antwort ist sehr einfach. Die große Masse glaubt nicht. Sie hat auch keine Haltung. Denn sie existiert nicht, sie findet statt!
Die Masse ist nicht individuell, sie hat keine eigene Meinung. Ihre Haltung entsteht durch die Summe der Haltungen des Großteils ihrer Mitglieder. So war es zumindest bis zum Medienzeitalter. Inzwischen hat sich das Machtspiel weiterentwickelt. Die Medien beeinflussen maßgeblich die Meinung der großen Masse. Zugleich leben sie ihr vor, was sie zu denken und zu glauben hat. Denn im Rahmen der Informations- und Nachrichtenvermittlung suggerieren sie der Masse, ihre Meinung zu kennen und bilden sie somit. Sie bilden die Meinung, die Haltung der Masse, indem sie sie selbst kreieren und als einen durch die Masse entstandenen Standpunkt vermitteln.
Warum aber ist die Meinung der Masse wichtig?
Während der Einzelne die politischen Prozesse und Verflechtungen beobachtend verfolgt und sich dabei zum Teil machtlos fühlt, kann die Masse die Entscheidungsfindung auf der politischen Bühne sehr stark beeinflussen, diese sogar determinieren. Damit ist gewiss nicht der Schritt zu den Wahlurnen gemeint.
Was wäre, wenn fünf Millionen Menschen auf die Straße gingen oder sogar fünfzig Millionen? Was wäre, wenn fünfzig Millionen nach einem Volksentscheid rufen würden? Was wäre, wenn fünfzig Millionen Menschen bewusst aus Protest nicht mehr wählen würden?
Kein Regierungssystem kann auf Dauer ohne die große Masse agieren. Regierungen brauchen die Masse. Sie brauchen ihre Zustimmung, ihr Einverständnis zu Kernfragen des politischen Tauziehens. Diese Zustimmung und dieses Einverständnis werden heutzutage zu einem Großteil über die Medien erzeugt.
Auf dem wirtschaftlichen Gebiet ist das Buhlen um das Begehren und die Zustimmung der Masse oft durchschaubarer. Es gibt die Werbung. Auch auf der politischen Bühne gibt es Werbung. Darüber hinaus werden im Rahmen des politischen Tauziehens als Nachrichten getarnte Informationen in die Gesellschaft gestreut, um die Gesellschaft zu lenken. Die Manipulation der Masse ist ein Kerninstrument der heutigen Machtapparate. Und die Masse ist oft einen Schritt zurück. Denn selbst das Erzürnen über Sachverhalte, bei denen die Politiker als inkompetent wirken, ist oft geplant, um zum Beispiel einen fälligen Richtungswechsel oder Gesetzesänderungen leichter vollziehen zu können. Die emotionalisierte Masse ist die manipulierte Masse.
Da die Regierungen und Machtapparate der Weltstaaten diese Mechanismen schon längst durchschaut haben, sind sie bestrebt, nicht nur die eigene Bevölkerung zu instrumentalisieren, sondern auch die Öffentlichkeit anderer Länder zu beeinflussen und zu lenken. Der Kampf um die Manipulation der Masse hat schon längst begonnen. Und dieser Kampf beeinflusst massiv das direkte Tauziehen zwischen den Ländern, das Verhandeln um Abkommen, Import- und Exportregularien und vieles mehr, etwa das Mandat für einen Kriegseinsatz.
Es ist nicht nur die Bequemlichkeit der Masse, die sie bei einigen Themen resignierend die passive Beobachterrolle einnehmen lässt. Und es ist nicht die Emotionalität, die sie bei anderen Themen auf die Barrikaden gehen lässt. Die Bequemlichkeit und die Emotionalität entstehen erst durch die Haltung, welche von ausgewählten Nachrichten und Informationen beeinflusst und somit erzeugt wurde. Die Machtgewinnung in diesem Dreiergespann der Verhandlungsführung zwischen Regierungsapparat, Medien und dem Volk bedeutet für die große Masse, sich der einseitigen Beeinflussung durch Informationen von gewissen Medien zu entziehen und eine bewusste, pro-aktive und diversifizierte Informationsauswahl zu treffen. Erst durch die Aufklärung erlangt das Volk seine wahre Machtposition. Dies käme einer Befreiung aus der machtlosen Position gleich, welche auf der selbstverschuldeten Unmündigkeit gemäß Kant basiert. Das mündige Volk ist das mächtige Volk.